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Klimafonds verzeichnen erstmals Nettoabflüsse

Kapitalabflüsse aus Klimafonds zeigen steigende Unsicherheiten trotz anhaltendem Interesse institutioneller Investoren und wachsendem Finanzierungsbedarf für Klimaprojekte.

Eulerpool News 21. Jan. 2025, 11:02

Nach einem jahrelangen Boom zogen Anleger im Jahr 2024 rund 30 Milliarden US-Dollar aus klimafokussierten Investmentfonds ab. Dies markiert den ersten Nettoabfluss seit mindestens 2019, wie aus Daten des Finanzdienstleisters Morningstar hervorgeht. Die Entwicklung unterstreicht die wachsenden Herausforderungen für die Branche trotz globaler Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels.

Das verwaltete Vermögen von Klimafonds war in den vorangegangenen vier Jahren auf ein Rekordniveau von 541 Milliarden US-Dollar gestiegen. Erstmals ging das Volumen jedoch zurück und fiel auf 533 Milliarden US-Dollar, da positive Marktbewertungen die Rücknahmen nicht vollständig ausgleichen konnten.

Laut Morningstar erreichten die Zuflüsse in Klimafonds 2021 mit 151 Milliarden US-Dollar ihren Höhepunkt, bevor sie im vergangenen Jahr in Nettoabflüsse von 29 Milliarden US-Dollar mündeten. Diese Entwicklung fiel mit zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit zusammen, insbesondere im Hinblick auf den Wahlsieg von Donald Trump, der angekündigt hat, klimapolitische Maßnahmen der Biden-Administration, wie den Inflation Reduction Act (IRA), rückgängig zu machen.

„Die politische Unsicherheit rund um Trump und seine Klimapolitik hat Investoren verunsichert“, erklärte Hortense Bioy, Leiterin der Abteilung für nachhaltige Investitionen bei Morningstar. Auch rechtspopulistische Kampagnen gegen nachhaltige Investments hätten die Verkaufszahlen belastet.

Während Fonds mit breitem Klima-Fokus, darunter Green Bonds und Low-Carbon-Strategien, weiterhin Nachfrage verzeichneten, litten Investments in kapitalintensive Segmente wie erneuerbare Energien und grüne Technologien unter Kapitalabflüssen. Low-Carbon-Fonds erzielten im Jahr 2024 eine durchschnittliche Rendite von 13,16 Prozent und übertrafen damit die 12,08 Prozent der globalen Large-Cap-Fonds. Hingegen verloren Clean-Energy-Fonds 5,35 Prozent an Wert.

Ben Constable-Maxwell, Leiter Impact Investing bei M&G, erläuterte, dass steigende Zinsen Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien stark getroffen hätten. „Viele Unternehmen, die in klassischen Klimafonds vertreten sind, hatten Schwierigkeiten, wirtschaftlich erfolgreich zu agieren“, so Constable-Maxwell.

Morningstar-Daten zeigen zudem eine zunehmende Marktbereinigung: 2024 wurden 81 Klimafonds geschlossen oder fusioniert – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 49 Schließungen im Vorjahr. Gleichzeitig ging die Zahl der Neugründungen auf 74 zurück, nachdem 2022 noch ein Höchststand von 295 neuen Fonds verzeichnet wurde.

Trotz der Kapitalabflüsse betonen Asset-Manager weiterhin eine robuste Nachfrage von institutionellen Investoren, insbesondere von Pensionsfonds, die in Einzelanlagen anstatt in Publikumsfonds investieren. Ein kürzlich emittierter Green Bond über 500 Millionen US-Dollar war sechsmal überzeichnet.

Die langfristige Nachfrage nach Klimafinanzierungen bleibt hoch. Laut einer Studie der Climate Policy Initiative wird bis 2030 jährlich ein Finanzierungsbedarf von bis zu 6,7 Billionen US-Dollar erwartet. Zwischen 2018 und 2022 verdoppelte sich die weltweite Klimafinanzierung bereits auf 1,46 Billionen US-Dollar, wobei weniger als die Hälfte aus dem privaten Sektor kam.

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