Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihren Leitzins bei 4,25 bis 4,5 Prozent belassen und damit den Forderungen von Präsident Donald Trump nach drastischen Zinssenkungen eine Absage erteilt. Fed-Chef Jay Powell betonte, dass die Notenbank „keine Eile“ habe, ihre geldpolitische Haltung zu ändern.
Nur wenige Stunden nach der Entscheidung reagierte Trump mit scharfer Kritik. Auf seiner Plattform Truth Social warf er der Fed vor, sich zu sehr auf Themen wie Diversity, Equity and Inclusion (DEI), Klimapolitik und soziale Gerechtigkeit zu konzentrieren, anstatt Inflation zu bekämpfen. „Wenn die Fed weniger Zeit mit Gender-Ideologie und Fake-Klimawandel verbracht hätte, wäre Inflation nie ein Problem gewesen“, schrieb er.
Nach drei aufeinanderfolgenden Zinssenkungen im vergangenen Jahr hatte Trump zuletzt verlangt, dass die Kreditkosten „deutlich“ sinken sollten. Die Fed blieb jedoch bei ihrer abwartenden Haltung. Powell erklärte, die Notenbank wolle zunächst die wirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Regierungspolitik bewerten, bevor weitere Entscheidungen getroffen würden.
„Diese Maßnahmen zu kommentieren, ist nicht unsere Aufgabe“, sagte Powell mit Blick auf Trumps Pläne, Handelsschranken zu erhöhen, Steuern zu senken und großangelegte Deportationen durchzuführen. Zudem stellte er klar, dass es seit Trumps Amtsantritt keinen direkten Kontakt zwischen ihm und dem Weißen Haus gegeben habe.
An den Märkten wurde die Entscheidung der Fed weitgehend gelassen aufgenommen. Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen stiegen leicht um 0,03 Prozentpunkte auf 4,23 Prozent, während die Renditen der zehnjährigen Anleihen mit 4,55 Prozent stabil blieben. Der S&P 500 gab um 0,5 Prozent nach, ebenso der technologielastige Nasdaq Composite.
Der politische Druck auf die Fed dürfte jedoch zunehmen. Eswar Prasad, Wirtschaftsprofessor an der Cornell University, warnte: „Die kommenden Monate werden für die Fed äußerst schwierig, wenn die Inflation nicht deutlich nachgibt, während Trump massiven Druck für Zinssenkungen ausübt.“