Economics
Nahost-Konflikt lässt israelische Währung abstürzen - Moody's warnt vor Herabstufung der Bonität
Durch den eskalierenden Nahostkonflikt sinkt der Schekel auf den Tiefststand seit 2015 und setzt Israels Zentralbank unter Druck

Israel steht vor einer schwierigen wirtschaftlichen Herausforderung, da die Eskalation des Nahost-Konflikts den Schekel auf den tiefsten Stand seit 2015 sinken lässt. Am Freitag verlor die israelische Währung zum zehnten Mal in Folge gegenüber dem Dollar an Wert, trotz eines 45 Milliarden US-Dollar schweren Notpakets der Notenbank zur Stabilisierung des Marktes. Nach Angaben von Bloomberg erreichte der Wechselkurs am Freitag 4,05 Schekel pro Dollar, den niedrigsten Stand seit 2015.
Anleger fürchten eine Ausweitung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas auf die gesamte Region und die damit verbundenen Folgen für die Weltwirtschaft und insbesondere die Energieversorgung. Als Reaktion auf den überraschenden Großangriff der Hamas vor knapp zwei Wochen hat Israel mit Luftangriffen und einer Abriegelung des Gazastreifens reagiert und es gibt Hinweise auf eine bevorstehende Bodenoffensive. In dieser derzeit hoch angespannten Lage hat Ägypten für Samstag kurzfristig eine Friedenskonferenz einberufen.
Seit Anfang Oktober hat der Schekel gegenüber dem Dollar sechs Prozent an Wert verloren. Eine entscheidende Rolle bei den jüngsten Verlusten spielt dabei die Warnung der Ratingagentur Moody's, die die Bonitätseinstufung Israels gefährdet sieht. Moody's kündigte am Donnerstag an, das solide A1-Rating Israels auf eine mögliche Herabstufung hin zu überprüfen. Die Analysten von Moody's argumentieren, dass je länger der Konflikt andauert und je schwerwiegender die Kämpfe werden, desto größer wird der wahrscheinliche Schaden für die öffentlichen Finanzen und die Gesamtwirtschaft ausfallen.
Die Furcht vor einer Ausbreitung des Konflikts zeigt sich nicht nur am Devisenmarkt, sondern auch am Markt für Kreditausfallversicherungen, wo die wachsende Angst vor einer Destabilisierung der israelischen Wirtschaft deutlich wird. Investoren können sich mit so genannten Credit Default Swaps (CDS) gegen den Ausfall von Anleihen absichern. Reuters-Berechnungen zufolge sind die CDS-Prämien für israelische Dollar-Anleihen in der Woche nach dem Angriff der Hamas um rund 80 Prozent gestiegen.
Am kommenden Montag muss die israelische Notenbank über ihre Leitzinsen entscheiden. Goldman Sachs prognostiziert, dass der Markt seit dem Angriff der Hamas immer stärker von einer deutlichen Lockerung der Geldpolitik ausgeht, um die heimische Konjunktur zu stützen. Die Goldman-Experten glauben jedoch, dass die Notenbank sich vor allem auf die Stabilisierung des Wechselkurses und die Aufrechterhaltung der Finanzstabilität konzentrieren wird, was gegen Zinssenkungen sprechen würde. Die Notenbank hat in den letzten Jahren zehn Mal die Zinsen erhöht, von 0,1 Prozent im April 2022 auf aktuell 4,75 Prozent.
Von den 15 von Reuters befragten Volkswirten erwarten11 einen unveränderten Leitzins, während 4 eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte erwarten. Die Goldman-Experten sehen Israel im Vergleich zu früheren Konflikten mit den Palästinensern und Teilen der arabischen Welt in einer finanziell stabileren Lage. Sie begründen dies mit der Verbesserung der Zahlungsbilanz und dem hohen Bestand an Devisenreserven, der rund 200 Milliarden Dollar oder 40 Prozent des jährlichen BIP beträgt.