Economics
Gefährliche Fracht vor der britischen Küste: Ammoniumnitrat-Ladung sorgt für Sicherheitsbedenken in Europa
Ein russisches Frachtschiff mit 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat, das in mehreren europäischen Häfen abgewiesen wurde, ankert derzeit vor der britischen Küste.
Ein Frachtschiff mit bis zu 20.000 Tonnen explosivem Ammoniumnitrat aus Russland ankert derzeit vor der britischen Küste, nachdem es von mehreren europäischen Häfen abgewiesen wurde. Die „Ruby“, die unter der Verwaltung der in Dubai ansässigen Serenity Ship Management steht, befindet sich rund 17 Seemeilen nordöstlich von Margate. Nach Angaben der britischen Küstenwache liegt das Schiff außerhalb der Hoheitsgewässer und wartet auf geeignete Bedingungen, um durch den Ärmelkanal weiter nach Malta zu fahren.
Die „Ruby“, die das russische Kandalaksha im vergangenen Monat verlassen hatte, wurde von den Häfen in Norwegen und Litauen abgewiesen, nachdem Schäden am Schiff festgestellt wurden. Diplomaten und Sicherheitsexperten äußerten Besorgnis über das Schiff, das mehr als das Siebenfache der Menge an Ammoniumnitrat geladen hat, die 2020 zur verheerenden Explosion im Hafen von Beirut führte, bei der über 200 Menschen starben.
Obwohl bislang keine unmittelbare Explosionsgefahr gemeldet wurde, haben die Schäden am Rumpf, am Propeller und am Ruder nach einem Auflaufen in Russland Zweifel an der Sicherheit des Schiffes aufkommen lassen. Die norwegische Schifffahrtsbehörde erklärte, dass das Risiko einer Explosion als gering eingestuft wurde und das Schiff seine Reise unter Begleitung eines Schleppers fortsetzen konnte. Die „Ruby“ versuchte daraufhin, im norwegischen Arktikhafen Tromsø anzulegen, bevor sie weiter in Richtung Litauen eskortiert wurde.
Die Situation mit der „Ruby“ weckt Erinnerungen an die verheerenden Auswirkungen unsachgemäß gelagerter Chemikalien und hat die Bedenken über die Sicherheit von russischen Frachtschiffen in europäischen Gewässern verstärkt. Russlands Nutzung ziviler Schiffe zur Überwachung kritischer Infrastruktur, wie etwa Öl- und Gasleitungen in der Nord-, Ost- und Norwegischen See, sorgt bereits seit einiger Zeit für Unruhe in den nordischen Ländern und bei der NATO.
In der vergangenen Woche mussten finnische und estnische Behörden die Beschädigung einer Gaspipeline und eines Datenkabels durch einen chinesischen Frachter untersuchen, dessen Anker die Infrastruktur beim Verlassen russischer Gewässer beschädigte. Der Vorfall steht im Kontext mit der ungeklärten Sabotage der Nord Stream-Gaspipelines im Jahr 2022. Deutsche Staatsanwälte prüfen, ob eine ukrainische Gruppe hinter der Tat steckt, während sich einige nordische Beamte auf die verdächtigen Bewegungen russischer Militärschiffe zur Tatzeit konzentrieren.
Die anhaltende Präsenz der „Ruby“ vor der britischen Küste und ihre Vorgeschichte werfen Fragen über die Sicherheit und Kontrolle von Gefahrguttransporten in Europa auf. Das Schiff, das für die maltesische Hafenstadt Marsaxlokk bestimmt ist, bleibt unter Beobachtung, während Behörden Maßnahmen zur Sicherung der Schifffahrtsrouten und Küsten in der Region prüfen.