Michael Barr, der bisher als Vize-Vorsitzender für Bankenaufsicht der Federal Reserve fungierte, wird sein Amt Ende Februar niederlegen. Er bleibt jedoch weiterhin als Gouverneur der US-Notenbank tätig, wie die Fed am Montag mitteilte. Barrs Entscheidung, seine vierjährige Amtszeit als Vize-Vorsitzender vorzeitig zu beenden, soll potenziellen Konflikten um seine Position vorbeugen.
„In der aktuellen Lage habe ich entschieden, dass ich als Gouverneur effektiver im Dienst der US-Bevölkerung tätig sein kann“, erklärte Barr. Sein Rücktritt erfolgt kurz vor der Amtseinführung von Präsident Donald Trump, der eine Deregulierung der Finanzmärkte angekündigt hat. Trumps Berater hatten Medienberichten zufolge in Betracht gezogen, Barr zu degradieren.
Trump wird nun einen Nachfolger aus den Reihen der bestehenden Gouverneure ernennen müssen. Zu den möglichen Kandidaten zählen Christopher Waller und Michelle Bowman, beide während Trumps erster Amtszeit ernannt. Bowman gilt als Kritikerin von Barrs verschärften Regulierungsvorschlägen und könnte dessen Nachfolge antreten.
Während seiner Amtszeit stieß Barr auf erheblichen Widerstand aus der Bankenbranche. Im Dezember verklagten Lobbygruppen die Fed wegen ihres Stress-Test-Rahmens. Barrs Pläne zur Erhöhung der Kapitalanforderungen für Großbanken wie JPMorgan und Goldman Sachs im Rahmen der Basel-III-Endgame-Reformen mussten nach Kritik von Bank-Chefs und Politikern deutlich abgeschwächt werden.
Trotz der Kontroversen bezeichnete Barr in seinem Rücktrittsschreiben an US-Präsident Joe Biden seine Arbeit als „Ehre und Privileg“ und betonte die Bedeutung einer stabilen Finanzinfrastruktur für US-Unternehmen und Haushalte.