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Bitcoin bei 100.000 Dollar: Wie Trump die Krypto-Welt zur neuen Finanzmacht katapultiert
Der Wahlsieg von Donald Trump verleiht Kryptowährungen neue Höhenflüge – doch was passiert, wenn die nächste Krypto-Blase platzt

Es ist, als hätte die Krypto-Industrie ihren Traumkandidaten ins Weiße Haus gezaubert: Einen Monat nach dem Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen hat Bitcoin erstmals die 100.000-Dollar-Marke geknackt. Ein symbolischer Meilenstein, aber vor allem ein Startschuss für eine neue Ära: Krypto ist nicht länger die Anti-Establishment-Bewegung, die sie einmal war. Jetzt ist sie das Establishment.
Ein Präsident für Krypto: Zwischen Bitcoin-Vorräten und Deregulierung
Donald Trump hat die Kryptowelt nicht nur rhetorisch umarmt, sondern auch konkrete Versprechen gemacht: Ein nationaler Bitcoin-Vorrat, regulatorische Lockerungen und die Besetzung zentraler Behörden mit Krypto-Enthusiasten. Seine Anhänger im Finanzsektor wittern die Gelegenheit, Kryptowährungen endlich im Zentrum des traditionellen Finanzsystems zu verankern. BlackRock und Co. haben mit ihren Bitcoin-ETFs den ersten Schritt gemacht und Kryptowährungen über reguläre Broker-Konten zugänglich gemacht.
Das Resultat? Ein Markt, der vor Euphorie explodiert. Doch das ist kein gewöhnlicher Hype-Zyklus – diesmal spielt die Politik eine Schlüsselrolle. Krypto hat sich in Washington gekauft. Mehr als 130 Millionen Dollar flossen 2024 in politische Kampagnen, begleitet von aggressiver PR, die den "Krypto-Wähler" zur unverzichtbaren Zielgruppe stilisierte.
Die Entmachtung der Aufsicht: Ein Finanzsystem ohne Netz und doppelten Boden?
Während Trumps Regierung von „Innovation“ spricht, zeichnet sich bereits eine Deregulierung ab, die fatale Folgen haben könnte. Die Ernennung von Paul Atkins, einem Krypto-Befürworter, an die Spitze der Securities and Exchange Commission (SEC) wäre ein Schlag für den Verbraucherschutz. Der bisherige regulatorische Puffer, der Banken und Pensionsfonds vor Krypto-Exzessen schützte, droht zu bröckeln.
Genau dieser Schutz war es, der das Desaster von 2022 eindämmte, als die Krypto-Blase platzte und Milliarden Dollar von Kleinanlegern verpufften. Die Banken blieben damals verschont – dank strikter Regeln. Sollte Trump das Regulierungsnetz weiter ausdünnen, könnten beim nächsten Krypto-Crash nicht nur spekulative Investoren, sondern die gesamte Wirtschaft zittern.
FTX lässt grüßen: Wo bleibt die Lehre aus der Vergangenheit?
Ein Blick zurück zeigt, wie gefährlich eine zu enge Verflechtung sein kann. Vor dem spektakulären Zusammenbruch von FTX umgarnte Gründer Sam Bankman-Fried Politiker und bot „Selbstregulierung“ als Lösung an. Am Ende erwiesen sich diese Standards als wertlos. Milliarden Kundengelder verschwanden, und Millionen Anleger warten bis heute auf Entschädigung.
Trotz des FTX-Debakels haben viele US-Gesetzgeber nun die Seiten gewechselt und stehen bereit, Schutzmechanismen weiter zu schleifen. Besonders umstritten ist der Versuch, die Aufsicht der SEC zu schwächen und auf die kleinere, weniger erfahrene Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zu übertragen. Kritiker befürchten eine komplette Kapitulation vor der Krypto-Lobby.
Die große Frage: Wer bezahlt die Rechnung beim nächsten Crash?
Es ist das große Paradoxon: Krypto wurde einst geschaffen, um sich von Zentralbanken und staatlicher Kontrolle zu lösen. Jetzt kämpfen die Unternehmen darum, sich fest ins traditionelle Finanzsystem einzunisten. Sollte der nächste Boom wieder in einem Crash enden, könnten Kleinanleger, Rentenkassen und sogar der Staat die Zeche zahlen. „Too big to fail“ ist ein Begriff, den wir seit der Finanzkrise 2008 kennen – und der diesmal auf Kryptowährungen angewendet werden könnte.
Die Enthusiasten mögen jubeln, während Bitcoin neue Rekorde erreicht. Doch die Risiken sind gewaltig, die Mechanismen zur Kontrolle schwächer denn je. Die große Frage lautet: Wenn der nächste Domino fällt – wer rettet dann die Krypto-Welt? Und zu welchem Preis?