Volkswagen (VW) verschärft seinen Sparkurs bei der Kernmarke und schließt erstmals seit 30 Jahren betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen nicht mehr aus. Die bisherigen Maßnahmen, wie Altersteilzeit und Abfindungen, reichen nicht mehr aus, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen. Diese drastischen Schritte kündigte der Konzern am Montag an. Damit steht Europas größter Autobauer vor einer der schwersten Bewährungsproben seiner jüngeren Geschichte.
Gleichzeitig plant VW-Chef Oliver Blume eine umfassende Neuausrichtung des Konzerns bis 2035. In einer Führungskräftetagung in Stockholm gab er erste Einblicke in die Strategie, die die von seinem Vorgänger Herbert Diess entwickelte „Strategie 2030“ ablösen soll. Die neue „Group Strategy 2035“ soll VW zum weltweit führenden Technologieunternehmen im Automobilsektor machen, indem es auf Felder wie Design, Software und Batterietechnologie setzt. Die genaue Ausgestaltung dieser Strategie steht jedoch noch aus.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der im Aufsichtsrat von VW sitzt, zeigt sich besorgt über mögliche Werksschließungen. Er fordert, dass zunächst Alternativen geprüft werden. „VW muss wettbewerbsfähig bleiben, aber Werksschließungen dürfen nicht der erste Schritt sein,“ erklärte Weil gegenüber NDR Info. Das Bundesland Niedersachsen ist als Großaktionär eng mit den Entscheidungen des Konzerns verflochten.
Auch die Gewerkschaft IG Metall reagierte scharf auf die Ankündigungen des Unternehmens. Eine Vier-Tage-Woche wird als mögliche Lösung diskutiert, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. „Die Beschäftigten dürfen nicht die Leidtragenden sein,“ betonte Christiane Benner, Vorsitzende der IG Metall. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft fordern schnelle Gespräche mit dem Management, um Klarheit für die Belegschaft zu schaffen.
In Zwickau, einem der wichtigsten VW-Standorte in Sachsen, gingen rund 5.000 Beschäftigte auf die Straße, um gegen drohende Entlassungen zu protestieren. Die Fabrik, die komplett auf die Produktion von Elektroautos umgestellt wurde, bleibt weit hinter den Verkaufserwartungen zurück. Schon jetzt wurden hunderte befristete Verträge nicht verlängert und die Nachtschicht gestrichen.