Vodafone vor dem großen Sprung? – Wie politische Eingriffe den Turnaround ins Wanken bringen

Kabelnetz-Monopol adé und Fusion im Anmarsch: Vodafone kämpft um seinen Kurs

13.11.2024, 14:00
Eulerpool News 13. Nov. 2024, 14:00

Vodafone, Europas Telekommunikationsgigant, steht an einem entscheidenden Punkt – und diesmal ist nicht nur der Markt allein Schuld an den Herausforderungen. Wenn der britische Konzern durch die unruhigen Gewässer von politischer Regulierung und verschärftem Wettbewerb segelt, geraten nicht nur die Gewinne, sondern auch die Geduld der Anleger ins Wanken.

Die kürzliche Entscheidung in Deutschland, Kabel-TV-Gebühren nicht mehr in Mietverträgen der Wohnungsgesellschaften zu bündeln, könnte ein gewaltiger Schlag sein. Die Änderung, die seit Juli in Kraft ist, führt dazu, dass viele Mieter den Anbieter wechseln – Vodafone als Marktführer bekommt das zu spüren. Tatsächlich machen deutsche Kunden fast die Hälfte von Vodafones Betriebsergebnis (Ebitda) aus, das im ersten Halbjahr bei 5,4 Milliarden Euro stagnierte. Die Börse reagierte prompt: Vodafones Aktienkurs rutschte um 6 Prozent ab.

Vodafone-Chefin Margherita Della Valle scheint jedoch unbeeindruckt. Trotz der Unsicherheiten hält sie an den Jahreszielen fest. Eine mutige Ansage, bedenkt man, dass die Konkurrenz in Deutschland nun aggressiv um die Kabelkunden buhlt. Aber Della Valle hat vorgesorgt: Während das Geschäft in Deutschland auf der Kippe steht, verkauft sie schwächelnde Geschäftsbereiche. Jüngst brachte der Verkauf von Vodafone Spanien 4,1 Milliarden Euro ein, und auch die Anteile an Vantage Towers wechselten für 1,3 Milliarden Euro den Besitzer.

Kurswechsel im Königreich? Die Fusion mit Three könnte endlich Realität werden

Vodafones Erfolgshoffnungen liegen nun auch in Großbritannien. Die angestrebte Fusion mit dem Konkurrenten Three könnte die größte Veränderung im britischen Telekommunikationsmarkt seit Jahren bedeuten. Der Grund für den Optimismus? Die britische Wettbewerbsbehörde, die Competition and Markets Authority (CMA), hat kürzlich eine überraschende Wendung vollzogen. Hatte sie Fusionen in der Vergangenheit kritisch gesehen, erkennt sie nun, dass der Zusammenschluss von Vodafone und Three den Netzausbau stärken könnte.

Vodafone geht davon aus, dass das Zusammenlegen von Infrastruktur, Marketing und Logistik langfristig sieben Milliarden Pfund an Einsparungen bringen könnte. Diese Synergien sollen die Schulden drücken und in den Netzausbau investiert werden – für den Kunden bedeutet das besseres 5G und weniger Verbindungsabbrüche.

Aber warum der Sinneswandel der CMA? Mit der Fusion würden immer noch drei starke Anbieter im Markt verbleiben, dazu eine Vielzahl von Resellern wie Sky und Lebara, die für 20 Prozent der Marktanteile stehen. Laut CMA könnte die Fusion den Service verbessern, statt wie früher befürchtet, die Preise zu treiben. Die Realität ist simpel: Sowohl Vodafone als auch Three machen aktuell Verluste auf ihre Investitionen. Das britische Mobilfunknetz braucht dringend Investitionen, und die Fusion könnte dies ermöglichen.

Geduld als Trumpf? Anleger warten auf den nächsten Schritt

Vodafone-Aktionäre könnten von der Fusion profitieren, doch es bleibt die Frage: Wie oft hat Vodafone schon den „nächsten großen Schritt“ versprochen? Die lange Geduld der Anleger wird erneut auf die Probe gestellt. Doch Della Valle ist entschlossen. Wenn die Fusion gelingt und das deutsche Kabelnetz-Drama bewältigt wird, könnte Vodafone tatsächlich einen Wendepunkt erreichen.

Ob sich der Konzern aus dem Schatten seiner Empire-Building-Jahre befreien kann und neue Höhen erreicht, bleibt abzuwarten. Aber vielleicht wird die Geduld der Anleger bald belohnt – denn diesmal stehen die Zeichen günstiger als je zuvor.

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