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Verbraucherschützer alarmiert: Kritik an 'Klassischer Lockvogelwerbung' im Einzelhandel
Berliner Neobroker nach Jubiläums-Produktvorstellung im Kreuzfeuer: Neues Angebot steht unter massiver Kritik.

Trade Republic gerät in die Kritik: Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg prüft rechtliche Schritte gegen das Fintech-Unternehmen, das vergangene Woche zum fünften Geburtstag ein neues Produkt vorgestellt hatte. Konkret geht es um die Bezahlkarte, die Trade Republic als Teil seiner Jubiläumskampagne bewirbt.
Mit dem Slogan "Erhalte ein Prozent Saveback auf Kartenzahlungen in deinen Sparplan" verspricht das Unternehmen seinen Kunden eine Prämie in Höhe von einem Prozent des ausgegebenen Betrags. Doch laut Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ist diese Werbung "wettbewerbswidrig, weil sie irreführend ist".
Die neue Bezahlkarte funktioniert ähnlich wie Cashback-Angebote, bei denen Kunden einen bestimmten Prozentsatz ihres Kaufpreises zurückerstattet bekommen. Allerdings wird bei Trade Republic der Betrag nicht rückerstattet, sondern direkt in einen Sparplan investiert. Daher nennt das Unternehmen seine Prämie "Saveback". Doch die Verbraucherzentrale kritisiert, dass der Saveback-Benefit auf monatlich 15 Euro begrenzt ist und somit nur Kartenzahlungen bis zu einem monatlichen Limit von 1500 Euro begünstigt werden.
Außerdem müssen laut Nauhauser mehrere Bedingungen erfüllt sein, damit der Kunde die Prämie überhaupt erhält. Diese Details finden sich jedoch nicht auf der Startseite oder in den FAQs des Unternehmens, sondern nur in den AGBs und im Hilfecenter. "Aufgrund der irreführenden Werbeaussagen handelt es sich hier um klassische Lockvogelwerbung", moniert Nauhauser.
Die Marketingkampagne kostet das Unternehmen maximal 15 Euro pro Kunde, da diese Höchstgrenze in der Regel nicht erreicht wird. Sollte die Kampagne nicht mehr rentabel sein, behält sich Trade Republic laut den AGBs vor, das Angebot jederzeit binnen zwei Wochen zu beenden. Das widerspricht jedoch dem Kernversprechen des Unternehmens, nämlich dass der Saveback ein dauerhaftes Angebot ist, auf das sich die Kunden verlassen können.
Eine Sprecherin des Unternehmens betonte jedoch, dass jedes Produkt in einem wirtschaftlichen Rahmen existiert. Der Saveback bis zu monatlichen Ausgaben von 1500 Euro spiegele somit die Lebenswirklichkeit der meisten Menschen wider. Es sei ein faires, transparentes und für jeden verständliches Angebot, das im besten Interesse des durchschnittlichen Verbrauchers sei. Dies wurde zuerst von der "Stuttgarter Zeitung" berichtet.
Die Kritik an der Bezahlkarte ist jedoch nicht die einzige am Unternehmen. Auch die fehlende Transparenz bezüglich der Einlagensicherung wird von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg beanstandet. Bevor der Kunde einen Vertrag abschließt, wird er nicht darüber informiert, über welche Einlagensicherung sein Guthaben abgesichert wird.
Zwar erhält er fünf Informationsbögen von verschiedenen Kooperationsbanken, jedoch sind die Einlagen bei der Citibank Europe durch den irischen Einlagensicherungsfonds und die Einlagen bei den anderen Banken durch die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken geschützt. Laut der Trade-Republic-Sprecherin seien jedoch in beiden Fällen alle Kontoeinlagen bis zu 100.000 Euro abgesichert.
Lediglich die Aufsichtsbehörde unterscheidet sich, da die Citibank Europe von der irischen Notenbank beaufsichtigt wird. Die Sprecherin betont jedoch, dass die Citibank über eine herausragende Bonität verfüge und zu den renommiertesten Instituten weltweit zähle. Nauhauser kritisiert auch hier die fehlende Transparenz, da der Kunde erst nach Vertragsabschluss in der App darüber informiert wird.
Trade Republic hat derzeit vier Millionen Kunden und gewinnt laut eigenen Angaben monatlich mehr als 100.000 Nutzer. Im Dezember erhielt das Unternehmen, das zuletzt mit fünf Milliarden Euro bewertet wurde, eine Vollbanklizenz und nutzt diese nun erstmals für die Ausgabe der Bezahlkarte.