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Tesla kämpft in Deutschland mit Widerständen und Marktproblemen
Tesla hält an seinen Ausbauplänen für die Fabrik in Grünheide fest, sieht sich jedoch wachsenden Protesten und einem schwierigen Marktumfeld gegenüber.
Tesla steht in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen. Trotz eines schwierigen Marktumfelds und wachsender Proteste hält das Unternehmen an den Ausbauplänen für seine einzige europäische Fabrik in Grünheide bei Berlin fest. „Wir gehen fest davon aus, dass der Markt wieder anziehen wird. Es ist sicherlich eine Frage wie schnell und wann“, sagte Werksleiter André Thierig der Deutschen Presse-Agentur. Er betonte jedoch, dass Tesla nur dann mehrere Milliarden Euro für den Ausbau investieren werde, wenn klare Marktsignale dies unterstützen.
Der Elektroautomarkt befindet sich derzeit in einer Flaute. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden in Deutschland 184.125 Elektrofahrzeuge neu zugelassen, darunter 21.249 Teslas. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 220.244 E-Fahrzeuge, darunter 36.384 Teslas. Dies spiegelt sich auch in den globalen Geschäftsergebnissen wider: Tesla verzeichnete im zweiten Quartal in Folge einen Gewinnrückgang.
Der geplante Stellenabbau bei Tesla hat auch Auswirkungen auf das Werk in Grünheide. „Unsere Planung Anfang des Jahres prognostizierte ein deutlich stärkeres Wachstum, das sich nicht eingestellt hat“, erklärte Thierig. „Wir haben die 400 Arbeitsplätze recht schnell und geräuschlos mit einem attraktiven Abfindungsprogramm abgebaut.“
Ein positives Signal sieht Thierig in der Produktion für die britischen Inseln: „Dadurch, dass wir jetzt auch den Rechtslenker-Markt in Großbritannien und Irland aus Berlin heraus bedienen, haben wir aber einen größeren Absatzmarkt, auf den wir direkt zugreifen.“
Die Expansion in Grünheide stockt jedoch. Der erste Antrag auf umweltrechtliche Genehmigung beim Land Brandenburg ist gestellt, verzögert sich aber. Zunächst geht es um Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden, für die das Landesumweltamt eine vorläufige Genehmigung erteilt hat. Thierig rechnet mit der ersten Teilgenehmigung im September oder Oktober. Zwei weitere Anträge sind geplant, darunter auch der für die Genehmigung einer neuen Fabrik.
Der Start ins Jahr war holprig. Rund zwei Wochen ruhte die Fertigung im Januar und Februar wegen fehlender Bauteile aufgrund von Angriffen der jemenitischen Huthi-Miliz auf Schiffe im Roten Meer. Zudem wächst der Protest gegen Tesla. Seit Februar campieren Umweltaktivisten im Wald nahe der Fabrik, um gegen die Erweiterung und den Wasserverbrauch zu protestieren. Nach einer Bürgerbefragung in Grünheide, die sich mehrheitlich gegen die Erweiterung aussprach, soll weniger Wald gerodet werden.
Im März kam es zu einem Anschlag auf die Stromversorgung der Fabrik, was zu einem fast einwöchigen Produktionsstopp führte. Im Mai versuchten Umweltaktivisten, das Tesla-Gelände zu stürmen. Im Juni stand die Produktion erneut still – laut Tesla wegen interner Optimierungen. Der Autobauer hat die Automatisierung erhöht: Teile, die bisher von Gabelstaplern transportiert wurden, laufen nun vollautomatisch.
Aktuell laufen die Planungsarbeiten für einen neuen Güterbahnhof, wofür Wald gerodet werden muss, der im Besitz des Landes ist. „Für den Kauf sind wir im Gespräch mit dem Forst“, sagte Thierig. Der Finanzausschuss des Brandenburger Landtags muss dem Kauf zustimmen – offen ist, ob das noch in dieser Wahlperiode geschieht. „Dann hätten wir eine Chance, den Kauf eventuell in diesem Jahr noch abzuschließen.“
Tesla betont, dass der Wasserverbrauch der Fabrik mit unter 500.000 Kubikmetern im vergangenen Jahr deutlich unter der vereinbarten Menge lag. Pro Auto verbraucht Tesla 1,8 Kubikmeter Wasser, was unter dem Branchendurchschnitt liegt. „Wir bauen hier Elektroautos, wir sind keine Ölraffinerie oder was auch immer“, sagte Thierig kritisch zum Protest. Dennoch bleibt das Protestcamp im Wald nahe der Fabrik bestehen.