Schwache Verkäufe und Rezessionsängste belasten den Autobauer Volkswagen

Volkswagen hat seine Gewinnprognose für 2024 deutlich gesenkt. Konzernchef Oliver Blume korrigierte die Erwartungen aufgrund schwächerer Verkaufszahlen bei der Kernmarke VW Pkw, den leichten Nutzfahrzeugen und der eigenen Zuliefersparte.

30.9.2024, 09:11
Eulerpool News 30. Sept. 2024, 09:11

Die angespannte Marktsituation hinterlässt tiefe Spuren beim Wolfsburger Autobauer. Statt eines geplanten Anstiegs der Auslieferungen um bis zu drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr, rechnet Volkswagen nun nur noch mit einem Absatz von rund neun Millionen Fahrzeugen. Ursprünglich hatte der Konzern 9,5 Millionen Fahrzeuge angepeilt. Entsprechend fällt auch die Umsatzprognose niedriger aus: Der Konzernumsatz dürfte 2024 bei etwa 320 Milliarden Euro liegen – und damit knapp unter dem im Vorjahr erreichten Niveau von 322 Milliarden Euro.

Die Volkswagen-Aktie reagierte nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate mit einem Kursrückgang von 2,9 Prozent. Auch die Dachholding Porsche SE, die maßgeblich von den Ergebnissen der Wolfsburger abhängig ist, korrigierte ihre Gewinnprognose nach unten. Statt 3,5 bis 5,5 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern rechnet die Holding nun mit einem Ergebnis von 2,4 bis 4,4 Milliarden Euro. Die enttäuschenden Geschäftszahlen in Wolfsburg belasten damit auch die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch.

Auch die Profitabilität des Konzerns wird schwächer ausfallen als erwartet. Volkswagen rechnet mit einem operativen Ergebnis von 18 Milliarden Euro, was einer operativen Ergebnismarge von rund 5,6 Prozent entspricht. Damit fällt die Prognose deutlich hinter die zuvor anvisierte Spanne von 6,5 bis 7,0 Prozent zurück. Schon im Juli hatte Volkswagen seine Erwartungen gesenkt, da die Kosten für das umstrittene Audi-Werk in Brüssel die Ergebnisse belasten.

Die Ursachen für die schwachen Zahlen sind vielfältig. Neben der allgemeinen Wirtschaftsschwäche leidet die Automobilbranche unter dem Einbruch des chinesischen Marktes, der jahrelang als Wachstumstreiber galt. Insbesondere die Kernmarke VW Pkw musste in China Federn lassen und verlor ihre Marktführerschaft an den lokalen Hersteller BYD, der mit preisgünstigen Elektrofahrzeugen zunehmend den Ton angibt. Auch die anderen deutschen Premiumhersteller Mercedes-Benz, BMW und Porsche kämpfen mit schwächelnden Absatzzahlen, da wohlhabende chinesische Kunden aufgrund der anhaltenden Immobilienkrise verhaltener investieren.

Zudem stockt der Absatz von Elektrofahrzeugen in Europa, was die Autobauer weiter unter Druck setzt. Die Milliardeninvestitionen in die Elektrifizierung der Flotten haben bislang nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Die Folge: Die Margen schrumpfen, und die Hersteller geraten zunehmend in Kostendruck.

Vor allem die Kernmarke VW Pkw plant deshalb massive Einsparungen. Vor wenigen Wochen kündigte Volkswagen die jahrzehntelange Beschäftigungssicherung. Betriebsbedingte Kündigungen und mögliche Werksschließungen sind nun keine Tabus mehr. Der Konzern steht vor tiefgreifenden Restrukturierungen, um die Rentabilität in einem schwierigen Marktumfeld zu sichern.

Auch die eigene Finanzdienstleistungssparte des Konzerns, die traditionell ein stabilisierender Faktor in Krisenzeiten war, konnte das schwache Ergebnis nicht ausgleichen. Die zurückgehende Nachfrage nach Leasing- und Finanzierungsgeschäften sowie ein schwieriges Zinsumfeld belasten die Sparte zusätzlich.

Mit dieser erneuten Korrektur der Prognosen reiht sich Volkswagen in die Liste der gebeutelten Automobilkonzerne ein, die unter den veränderten Rahmenbedingungen und den Herausforderungen der Transformation leiden. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt angespannt, und die Branche steht vor einem schwierigen Jahresendspurt.

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