Die Berliner Staatsanwaltschaft hat die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den ehemaligen SAP-Technologievorstand Jürgen Müller eingestellt, nachdem dieser eine nicht offengelegte Zahlung geleistet hatte. Ihm war sexuelle Belästigung bei einer Firmenveranstaltung vorgeworfen worden.
Die Untersuchung endete mit einer Verfahrenseinstellung gegen Auflage, erklärte Müllers Anwalt Daniel Krause am Mittwoch. „Es ging um einen einzigen Vorwurf, weitere Anschuldigungen gegen meinen Mandanten gab es nicht.“
Nach deutschem Recht können Staatsanwaltschaften in minderschweren Fällen ein Verfahren einstellen, wenn der Beschuldigte eine Zahlung an eine gemeinnützige Organisation oder die Staatskasse leistet. Dabei gilt die Unschuldsvermutung fort, und es erfolgt keine Eintragung ins Strafregister.
Müller war im September überraschend von seinem Posten als Chief Technology Officer (CTO) von SAP zurückgetreten und hatte sich für „unangemessenes Verhalten“ bei einer Unternehmensveranstaltung entschuldigt. Die Ermittlungen wurden zunächst von der Staatsanwaltschaft Heidelberg geführt, bevor sie an die Berliner Behörde übergingen.
Neuausrichtung des SAP-Vorstands
Trotz des abrupten Abgangs Müllers und weiterer hochrangiger Manager im vergangenen Jahr befindet sich SAP auf einem Wachstumskurs. Der Konzern hat seinen Geschäftsansatz erfolgreich von Softwarelizenzen auf Cloud-Abonnements umgestellt und die Prognosen für das operative Ergebnis 2025 nach einer 40-prozentigen Steigerung des Auftragsbestands im Cloud-Geschäft angehoben.
Am Dienstag gab SAP eine umfassende Neuaufstellung des Vorstands bekannt. Philipp Herzig, bislang für die KI-Strategie des Unternehmens verantwortlich, wurde zum neuen CTO ernannt, wird jedoch nicht in den Vorstand aufrücken, sondern dem neu geschaffenen „Extended Board“ angehören. Gleichzeitig wurde der ehemalige BCG-Partner Sebastian Steinhäuser in den Vorstand berufen und übernimmt die Leitung der Strategie- und Operativen Geschäftsbereiche.
Müller äußerte sich am Mittwoch auf LinkedIn und schrieb, er sei „stolz darauf, außergewöhnliche Führungskräfte in meine Fußstapfen treten zu sehen“. Nach einer Auszeit wolle er neue Wege erkunden, wie Technologie Unternehmen und Menschen helfen könne.
SAP, das mit Oracle und Salesforce konkurriert, hat eine Marktkapitalisierung von rund 328 Milliarden Euro. Trotz der internen Umstrukturierungen legte die Aktie im vergangenen Jahr um mehr als 60 Prozent zu.
