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Rüstungs-Rakete: Start-up Helsing steigt zum ersten europäischen Einhorn auf!
Bei der Münchner KI-Firma Helsing für das Vertidigungssegment steigt Saab als strategischer Investor ein

Die Münchner Firma Helsing erhält in einer neuen Finanzierungsrunde 209 Millionen Euro.
Mit dabei sind der US-Risikokapitalgeber General Catalyst, die schwedische Saab-Gruppe als strategischer Investor und die Wagniskapitalfirma La Famiglia. Somit hat das zwei Jahre alte Start-up im Verteidigungssektor, das Künstliche Intelligenz für Kampfflugzeuge, U-Boote und Panzer entwickelt, die Bewertung von 1,7 Milliarden Euro erreicht und ist zu Europas erstem Milliarden-Start-up im Verteidigungssegment geworden.
Was die Gründer vorhaben, ist bemerkenswert. Mit der Software- und KI-Plattform, die sie bauen, wollen sie bestehenden Verteidigungssystemen eine Modernisierung bieten. Torben Arnold, Luftwaffenoffizier und Gastwissenschaftler bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, sagte dem Handelsblatt kürzlich: „Es zeichnet sich seit Jahren ab, dass es einen Umschwung von der hardwaredefinierten zur softwaredefinierten Kriegsführung gibt.“
Helsing hat es geschafft, bei etablierten Unternehmen und der Bundeswehr Vertrauen aufzubauen und konnte schon einen wichtigen Auftrag gewinnen. Gemeinsam mit dem neuen Investor Saab soll die Firma dafür sorgen, dass einige ältere Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter zur elektronischen Kampfführung befähigt werden. Mithilfe von KI soll die Gegner von sich ablenken, indem sie Radarsignale softwaregestützt manipulieren, was als „Spoofing“ bezeichnet wird. Den strategischen Unterschied macht laut Co-Chef Gundbert Scherf die Verbindung der Masse an Datenströmen mit Künstlicher Intelligenz und Software.
Ein Grund, warum Investoren Start-ups im Verteidigungsbereich vor dem Krieg in der Ukraine als Tabu betrachteten, ist, dass jungen Firmen schwerfällt, im Waffengewerbe Fuß zu fassen. Doch Helsing-Co-Chef Torsten Reil gab dazu an, dass diese „Finanzierungsrunde zeigt, dass europäische Firmen nicht in die USA gehen müssen, um 200 Millionen Euro für Technologieentwicklung zu bekommen.“ Aus dem Ausland kamen dennoch Investitionen, da in den USA größer an Wagniskapitalinvestitions-Möglichkeiten im Rüstungsbereich geglaubt wird: Firmen wie Anduril, Vannevar Labs und Applied Intuition haben von dort Entertainment bekommen.
Gegenüber dem Handelsblatt äußerte Investorin Jeannette zu Fürstenberg von La Famiglia die Überzeugung, dass die Entwicklung originärer KI-Lösungen für die europäische Verteidigungsindustrie eine zentrale Rolle spielt. Dafür war es essenziell, dass ihre Investmentfirma nach Abschluss des neuen Fonds, Gewinn in Rüstungstechnologien investiert.
Laut dem Co-Chef von Helsing Technologies, Torsten Reil, sind aktuell vorhandene Verteidigungstechnik und Anzahl Systeme nicht in der Lage, die „extrem lange Grenze zu Russland“ zu schützen. Er sieht hier Software und Künstliche Intelligenz (KI) als eine Lösung an, um Entlastung zu schaffen. Sein Partner und Gründer von Helsing Technologies, Gundbert Scherf, hält vor allem aufgrund der Rüstungsinvestitionen seit dem Beginn des Ukrainekriegs und der Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz mit Blick auf zukünftige Abschreckungsaufgaben an der Nato-Ostflanke eine „technologische Zeitenwende“ für nötig. Vom Investor Fürstenberg wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Investment der Firma auch finanziell auszahlt, als „sehr hoch“ eingeschätzt. Es bestehen bereits klare Ansätze, dass es einen Markt für die Technologien gibt. Scherf geht davon aus, dass dieser noch wachsen muss.