Es war ein heißer Sommer für Revolut – nicht nur wegen der Temperaturen, sondern wegen eines finanziellen Paukenschlags, der die Londoner Fintech-Welt erschütterte. Kurz nach der lang erwarteten Vergabe der UK-Bankenlizenz konnten Frühinvestoren und Mitarbeiter des Unternehmens Aktien im Wert von knapp 1 Milliarde US-Dollar verkaufen. Doch hinter den glänzenden Zahlen verbirgt sich mehr als nur ein Moment des Erfolgs: Es ist eine Geschichte über Wachstum, Wagnis und die neue Realität privater Märkte.
Ein Millionenregen für Mitarbeiter und Frühinvestoren
Der Verkaufsprozess begann bescheiden – nur aktuelle Mitarbeiter durften ihre Anteile verkaufen. Doch die Begeisterung institutioneller Investoren war so groß, dass Revolut kurzerhand zwei Erweiterungen der sogenannten Sekundärverkäufe einführte. Schließlich wurden auch ehemaligen Mitarbeitern und Frühinvestoren die Türen geöffnet.
Zu den prominenten Käufern zählt unter anderem Mubadala, ein Staatsfonds aus Abu Dhabi, der erstmals Anteile an Revolut erwarb. Besonders beeindruckend: Allein Gründer und CEO Nik Storonsky konnte Berichten zufolge zwischen 200 und 300 Millionen US-Dollar im ersten Verkaufsfenster einstreichen.
Ein neuer Maßstab für Start-up-Aktienverkäufe
Die Größenordnung des Deals ist beeindruckend. Frühinvestoren verkauften allein im zweiten Verkaufsfenster Aktien im Wert von 500 Millionen US-Dollar. Insgesamt haben die Sekundärverkäufe die Milliardenmarke überschritten – eine Summe, die selbst im heiß umkämpften Fintech-Sektor selten erreicht wird.
Revolut ist nicht allein mit diesem Trend. Andere Branchenriesen wie Stripe haben ähnliche Verkäufe initiiert. Das Zahlungsunternehmen erlaubte seinen Mitarbeitern im Februar, Aktien im Wert von 1 Milliarde US-Dollar zu verkaufen – bei einer Bewertung von 65 Milliarden US-Dollar. Sequoia Capital, ein prominenter Investor, hat sich seither weitere Anteile gesichert und Stripes Bewertung auf 70 Milliarden US-Dollar erhöht.
Der lange Weg zur Bankenlizenz – und was er mit sich brachte
Doch der Weg zu dieser schillernden Transaktion war alles andere als leicht. Über drei Jahre lang hing die Vergabe der UK-Bankenlizenz für Revolut in der Schwebe. Fehlerhafte Bilanzen und ein kritischer Prüfbericht aus dem Jahr 2021 belasteten das Vertrauen der Investoren. Erst diesen Sommer kam der Durchbruch – und mit ihm ein neues Kapitel für das Unternehmen.
Die Bankenlizenz brachte einen Ansturm von Interessenten mit sich. Wohlhabende Kunden von Goldman Sachs’ Privatbank reihten sich in die Liste der neuen Aktionäre ein. Für Revolut bedeutete dies nicht nur frisches Kapital, sondern auch ein deutliches Signal an den Markt: Das Unternehmen wird als ernstzunehmender Akteur im Bankenwesen wahrgenommen.
Ein teurer Deal für Verkäufer
Interessanterweise hat Revolut von den Sekundärverkäufen mitverdient. Frühere Mitarbeiter mussten eine Transaktionsgebühr von 2 Prozent zahlen, höher als die 1,5 Prozent, die 2021 bei einer Kapitalbeschaffung erhoben wurden. Laut internen Berichten deckt die Gebühr die Kosten für die Abwicklung der Verkäufe, ohne dass Revolut selbst Gewinne daraus zieht. Ein kleiner Trost für diejenigen, die bereitwillig ihre hart erarbeiteten Anteile abgaben.
Revolut hat mit diesem Deal eine Marke gesetzt, die den Fintech-Sektor neu definiert. Die Geschichte ist ein Beleg für die Attraktivität privater Märkte – und für den Mut, auch in stürmischen Zeiten langfristig zu denken. Während Mitarbeiter und Investoren ihre Gewinne realisieren, bleibt die entscheidende Frage: Wie hoch kann Revolut noch hinaus?