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Rechtsstreit um Dividendenzahlung: Standard Chartered zieht eigene Investoren vor Gericht
Standard Chartered kämpft in einem Rechtsstreit um die Umstellung von Libor auf SOFR, wobei Investoren Bedenken hinsichtlich der Zinssatzänderung äußern.
Die britische Bank Standard Chartered verklagt mehrere ihrer eigenen Investoren, darunter der Hedgefonds DE Shaw, in einem Rechtsstreit, der als Präzedenzfall für den Übergang vom skandalbehafteten Libor-Zinssatz gilt.
Der Fall, der diese Woche vor dem Londoner High Court of Justice verhandelt wird, könnte weitreichende Auswirkungen auf die Dividendenzahlungen anderer Unternehmen haben. Im Zentrum des Streits steht die Frage, ob Standard Chartered ohne Zustimmung der Investoren eine Änderung des Zinssatzes ihrer Vorzugsaktien durchsetzen kann, wie aus rechtlichen Dokumenten hervorgeht, die der Financial Times vorliegen.
Es handelt sich um den ersten gerichtlichen Streit über die Ablösung von Libor, und Experten sehen in dem Urteil einen möglichen Wendepunkt für die Finanzbranche. Libor, der London Interbank Offered Rate, wurde im Juni 2023 nach jahrelangen Skandalen eingestellt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Händler mehrerer globaler Banken den Zinssatz manipuliert hatten.
Eine Übergangslösung, die synthetische Version von Libor, wurde entwickelt, um Unternehmen die Umstellung zu erleichtern, wird aber noch in diesem Monat auslaufen. Standard Chartered hatte 2006 Vorzugsaktien im Wert von 750 Millionen Dollar mit einem Zinssatz ausgegeben, der später an Libor gekoppelt wurde. Allerdings wurde in den Emissionsprospekten nicht festgelegt, was passiert, wenn Libor abgeschafft wird.
Die Bank versucht, den Zinssatz auf SOFR (Secured Overnight Financing Rate) umzustellen, stößt jedoch auf Widerstand ihrer Investoren. Diese argumentieren, dass SOFR sich in wirtschaftlichen und finanziellen Krisenzeiten anders verhält als Libor und daher kein geeigneter Ersatz sei.
Standard Chartered hatte im Januar 2022 versucht, durch eine Zustimmungssuche bei ihren Investoren die Umstellung auf SOFR durchzusetzen, was jedoch abgelehnt wurde. Im Juni 2023 reichte die Bank daraufhin Klage ein, um die Änderung zu erzwingen. Zu den Beklagten gehören neben DE Shaws Galvanic Portfolios auch drei Fonds des in Boston ansässigen Hedgefondsmanagers Bracebridge Capital.
Der fünftägige Prozess beginnt am Freitag im Londoner Handelsgericht, und eine Entscheidung wird bis Ende Oktober erwartet. Die Anwälte der Investoren fordern, dass Standard Chartered die Vorzugsaktien zurückkauft und neue Aktien mit dem aktualisierten Zinssatz ausgibt.
Sowohl Standard Chartered als auch DE Shaw lehnten eine Stellungnahme ab. Bracebridge reagierte nicht auf Anfragen.