Deutschlands Baukosten steigen weiter an: Im ersten Halbjahr verzeichneten Baustoffe teils massive Preiserhöhungen. Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Kosten für Zement um 41,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Auch andere mineralische Baustoffe wie Kalk (+39,7 Prozent), gebrannter Gips (+28,7 Prozent) oder Dachziegel aus keramischen Stoffen (+28,7 Prozent) wurden deutlich teurer.
Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) warnt vor einer beispiellosen Baukrise. BFW-Präsident Dirk Salewski erklärt besorgt: "Wenn wir nicht handeln, wird der Wohnungsbau scheitern. Es ist dringend an der Zeit, Kosten zu senken." Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören eine Mehrwertsteuersenkung für den Wohnungsbau, eine einheitliche Bauordnung und eine Vereinfachung des Planungsrechts.
Auch Kunststoffprodukte, die im Bauwesen verwendet werden, sind von Preissteigerungen betroffen. Sanitärausstattungen wie Badewannen und Waschbecken sind um 10,8 Prozent teurer geworden, Fenster- und Türverkleidungen um 8,6 Prozent. Im Gegensatz dazu sind Baustoffe aus Metall, deren Herstellung ebenfalls energieintensiv ist, im ersten Halbjahr um 4,6 Prozent günstiger geworden.
"Allerdings sind die Preise hier uneinheitlich entwickelt", heißt es von Seiten des Statistischen Bundesamts. Während der Preis für Betonstahl in Stäben um 28,5 Prozent gesunken ist, musste für Stahlrohre 6,3 Prozent mehr bezahlt werden. Bitumen, das in der Straßenbauindustrie und zur Abdichtung von Dächern und Fundamenten verwendet wird, ist um 13,0 Prozent günstiger.
Auch bei Baumaterialien aus Holz sind Preissenkungen zu verzeichnen: Konstruktionsvollholz (-28,0 Prozent), Dachlatten (-25,3 Prozent) und Bauholz (-18,6 Prozent) sind im Vergleich zum Vorjahr günstiger zu haben.
Doch die gestiegenen Materialkosten sind neben der teureren Finanzierung einer der Hauptgründe für die Stornierung von Projekten und den Auftragsmangel in der Bauindustrie. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts waren im September 21,4 Prozent der Unternehmen im Wohnungsbau von stornierten Projekten betroffen - ein Rekordwert seit Beginn der Umfrage im Jahr2012. "Viele Projekte sind aufgrund der höheren Zinsen und gestiegenen Baukosten nicht mehr wirtschaftlich", erklärt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen.
Auch die Beschwerden über den Auftragsmangel in der Branche werden immer lauter: Derzeit sind 46,6 Prozent der Unternehmen davon betroffen - im Vergleich zu 44,2 Prozent im August. Dies ist der höchste Wert seit März 2009, als die globale Finanzkrise die Bauindustrie traf.