Die Fusionsgespräche zwischen dem Schweizer Prüfkonzern SGS und dem französischen Wettbewerber Bureau Veritas sind gescheitert. Beide Unternehmen teilten am Montag mit, dass die Verhandlungen beendet wurden und keine Einigung erzielt werden konnte – trotz einer „starken Überzeugung vom Mehrwert einer Konsolidierung“ in der Branche.
Mit einer kombinierten Marktkapitalisierung von rund 30 Milliarden Euro wäre durch den Zusammenschluss ein führender Akteur in der Prüf- und Zertifizierungsbranche entstanden. Diese umfasst ein breites Spektrum von Dienstleistungen, von Lebensmittelsicherheitskontrollen bis zur technischen Überprüfung von Bauprojekten. Der weltweite Markt für Prüf- und Zertifizierungsdienste wird auf ein Volumen von 160 bis 180 Milliarden Euro geschätzt, wobei das fusionierte Unternehmen einen Marktanteil von etwa acht Prozent erreicht hätte.
Während die Aktien von SGS nach der Ankündigung um vier Prozent zulegten, gaben die Papiere von Bureau Veritas um drei Prozent nach. Marktbeobachter sehen darin eine Bestätigung der Bedenken gegenüber einer komplexen und risikobehafteten Integration, insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten strategischen Neuausrichtungen beider Unternehmen.
Insidern zufolge waren die Verhandlungen weit fortgeschritten, und eine Einigung galt noch in der vergangenen Woche als möglich. SGS, mit einem Börsenwert von rund 16 Milliarden Schweizer Franken, hätte de facto Bureau Veritas mit einer Marktkapitalisierung von 13 Milliarden Euro übernommen. Dennoch wurde versucht, das Vorhaben als „Zusammenschluss auf Augenhöhe“ zu präsentieren.
Hauptaktionäre wie die französische Investmentgesellschaft Wendel, die 26,5 Prozent an Bureau Veritas hält, und der belgische Finanzinvestor Groupe Bruxelles Lambert mit 19,1 Prozent an SGS spielten eine entscheidende Rolle im Prozess. Auch die französische Staatsbank Bpifrance hält vier Prozent an Bureau Veritas und beobachtete die Verhandlungen genau.
Das französische Finanzministerium hatte das Vorhaben aufmerksam verfolgt, um mögliche Auswirkungen auf nationale Interessen zu bewerten. Ein Regierungssprecher erklärte, dass letztlich die Entscheidung über die Unternehmensstrategie bei den beteiligten Unternehmen und deren Aktionären liege.
Ein Analyst von Jefferies äußerte sich skeptisch zu den Erfolgsaussichten eines Deals. „Obwohl es strategische Synergien gab, stellten sich Fragen zur Umsetzung und zur Bereitschaft der Aktionäre, eine derart langfristige und komplexe Integration zu tragen.“ Bereits im Herbst 2024 hatte Bureau Veritas Fusionsgespräche mit dem britischen Konkurrenten Intertek abgebrochen, um eine Fusion mit SGS zu verfolgen – ein Plan, der nun ebenfalls gescheitert ist.