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Eskalation im Vertragsstreit zwischen Disney und DirecTV bedroht US-Sportübertragungen
Ein eskalierender Vertragsstreit zwischen Disney und DirecTV bedroht die Übertragung wichtiger Sportereignisse in den USA, während beide Seiten sich auf ihre Positionen versteifen und die jährliche Auseinandersetzung um den Labor Day zunehmend zum festen Bestandteil wird.
In den USA hat sich ein neuer Brauch am Labor Day etabliert: ein hitziger Vertragsstreit zwischen Disney und einem weiteren Schwergewicht der Fernsehbranche, bei dem beide Parteien versuchen, in der sich wandelnden Unterhaltungslandschaft zu bestehen.
Disney und der Satellitenanbieter DirecTV konnten sich am vergangenen Wochenende nicht auf eine Vertragserneuerung einigen, was dazu führte, dass DirecTV-Kunden den Start der College-Football-Saison sowie wichtige Spiele der US Open im Tennis verpassten. Derzeit beschuldigen sich beide Seiten gegenseitig, unvernünftig zu sein und damit amerikanische Verbraucher zu schädigen.
Diese „Carriage“-Streitigkeiten sind mittlerweile üblich geworden. Erst vor einem Jahr geriet Disney mit John Malones Charter Communications in einen ähnlichen Konflikt. Seitdem hat der Niedergang des linearen Fernsehens weiter an Geschwindigkeit gewonnen. Für Disney kommt erschwerend hinzu, dass ein kürzlich ergangenes Gerichtsurteil seine übliche Verhandlungsmacht als wertvoller Inhaltsanbieter möglicherweise einschränkt.
DirecTV wurde 2015 von AT&T mit einem Gesamtwert von 67 Milliarden Dollar erworben und vor drei Jahren an die Private-Equity-Gruppe TPG zu einem Unternehmenswert von nur noch 16 Milliarden Dollar abgegeben. Satelliten-TV verliert seit Jahren Abonnenten und anders als Kabelanbieter hat DirecTV kein Breitbandgeschäft als Ausgleich zu den Veränderungen im Videokonsum.
Mit einem schrumpfenden Fernsehpublikum muss Disney möglichst hohe Gebühren für jeden verbleibenden traditionellen Pay-TV-Abonnenten verlangen. Sein Flaggschiff ESPN erhebt beispielsweise die höchste Affiliate-Gebühr mit etwa 9 Dollar pro Abonnent. Im jüngsten Quartal sanken die Einnahmen aus Affiliate-Gebühren um 2 Prozent, während die Abonnentenzahl um 8 Prozent fiel, obwohl die erhobenen Gebühren um 6 Prozent stiegen.
Die jüngste Auseinandersetzung zwischen DirecTV und Disney nimmt eine noch existenziellere Dimension an. Nachdem ein Bundesgericht ein Sport-Streaming-Joint-Venture zwischen Disney, Fox und Warner Bros Discovery gestoppt hatte, erklärte der Richter die Praxis, dass Distributoren mehrere Kanäle als Paket akzeptieren und bezahlen mussten, wahrscheinlich für illegal. Infolgedessen hat DirecTV Disney mitgeteilt, dass es nicht für alles zahlen möchte, was neben ESPN angeboten wird, sondern nur für den Wert, den es ESPN alleine beimisst.
Die Brisanz dieser Auseinandersetzung verstärkt sich noch durch den bevorstehenden Beginn der National Football League, deren Spiele auf ESPN übertragen werden und die nächste Woche startet. Letztes Jahr führte dieser Druck kurz vor dem Start des Monday Night Football zu einem Kompromiss. In diesem Jahr ist eine schnelle Einigung jedoch ungewisser denn je.