Die Emirates Nuclear Energy Company (Enec) plant eine internationale Expansion und sieht die USA als den am schnellsten wachsenden Markt. Nach dem erfolgreichen Aufbau der Barakah-Anlage in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) will das Unternehmen künftig weltweit Kernkraftprojekte entwickeln, beraten und betreiben, so CEO Mohamed Al Hammadi im Gespräch mit der Financial Times.
Seit seiner Gründung im Jahr 2009 hat sich Enec zu einem wichtigen Akteur im Nuklearsektor entwickelt. Die Barakah-Anlage, die erste ihrer Art in der arabischen Welt, wurde in Zusammenarbeit mit Korea Electric Power Corp innerhalb von zwölf Jahren fertiggestellt – termingerecht und im geplanten Budgetrahmen. Heute liefert die Anlage rund ein Viertel des gesamten Strombedarfs der VAE, in den kühleren Monaten steigt der Anteil auf bis zu 60 Prozent.
„Wir sind an allen Märkten sehr interessiert“, sagte Al Hammadi. „Wir wollen auf unserem Erfolg aufbauen und prüfen, wo wir aktiv werden können – in den VAE und darüber hinaus.“
Besonders die steigende Nachfrage nach Strom durch den KI-Boom macht die USA zu einem attraktiven Ziel für Enec. Al Hammadi betont, dass die US-Wirtschaft in den vergangenen eineinhalb Jahren nahezu die gesamte verfügbare Energie verbraucht habe und nun sogar erwäge, stillgelegte Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen.
Enec prüft auch eine Beteiligung am britischen Nuklearprojekt Sizewell C, das jedoch durch steigende Kosten und politische Unsicherheiten verzögert wurde. Die britische Regierung hat die endgültige Investitionsentscheidung auf das Frühjahr verschoben. Al Hammadi wollte sich zu den Verhandlungen nicht äußern, bestätigte jedoch, dass der Prozess „unterschiedliche Phasen“ durchlaufe.
Neben Großprojekten zeigt sich Enec offen für eine Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten, darunter die Modernisierung bestehender Reaktoren sowie der Bau und Betrieb kleiner modularer Reaktoren (SMRs). „Wir haben das institutionelle Wissen und die Fähigkeit, komplexe Projekte effizient und im Kostenrahmen zu liefern“, betonte Al Hammadi.
Auch in Schwellenländern will Enec eine Rolle spielen. Kürzlich unterzeichnete die VAE ein 15-Milliarden-Dollar-Abkommen über erneuerbare Energien mit den Philippinen, die gleichzeitig Gespräche über den Bau eines Kernkraftwerks mit Enec führen. Die Regierung in Manila befindet sich in der finalen Phase zur Verabschiedung eines regulatorischen Rahmens für Kernenergie.