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Deutsche Börse erhöht Prognose nach SimCorp-Übernahme

Inländische Fachleute trafen die richtigen Entscheidungen, was dem Markt vermutlich etwas Stabilität verleihen dürfte

Eulerpool News 19. Okt. 2023, 14:02

Die Kursschwankungen der letzten Tage haben einen klaren Gewinner: heimische Profis, die laut der aktuellen Sentimentumfrage der Börse Frankfurt "alles richtig gemacht haben". Ein Teil dieser Anlegergruppe hat in der vergangenen Woche auf steigende Kurse gesetzt, ihre Gewinne realisiert und anschließend wieder auf fallende Notierungen gesetzt, indem sie sogenannte Short-Produkte gekauft haben. Daher dürfte der deutsche Leitindex von der Präsenz dieser professionellen Anleger profitieren, da sie im Falle von Kursrückgängen ihre Short-Engagements auflösen und somit den Abwärtstrend bremsen könnten.

Diese Woche könnte die fünfte negative Woche in Folge für den Dax werden. Der Index steht vor einem Härtetest, da er auf den signifikanten Schwellenwert von 15.000 Punkten und das Oktober-Tief von 14.948 Punkten am heutigen Donnerstag stößt. Im Vormittagshandel notiert der Dax bei 15.022 Zählern und liegt somit 0,5 Prozent unter dem Vortagesschluss. Zusätzlich könnte ein Rutschen unter das Oktober-Tief ein weiteres Zeichen für einen schwachen Aktienmarkt sein und zu weiteren Kursverlusten führen. Interessanterweise verhalten sich die Finanzmärkte derzeit untypisch. In solchen Krisenzeiten würden üblicherweise Aktienkurse sinken, während sogenannte sichere Häfen wie Gold, der Schweizer Franken und Staatsanleihen profitieren würden. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Goldpreis ist seit dem vergangenen Freitag um mehr als vier Prozent gestiegen, während der Franken gegenüber dem Euro und dem Dollar zulegte.

Am Anleihemarkt dagegen geschieht das Gegenteil. Die Renditen von US-Staatsanleihen sind aufgrund von Verkäufen stark gestiegen, was durch die Entscheidung der Anleger, aufgrund der Stärke der US-Wirtschaft die Möglichkeit weiterer Zinserhöhungen zu betonen, verstärkt wird. Die Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen liegt derzeit bei 4,96 Prozent und nähert sich damit der wichtigen Fünf-Prozent-Marke. Der Leiter der Zinsstrategie bei Westpac in Sydney, Damien McColough, erklärt, dass der Markt momentan diese Marke testen und sehen möchte, was passiert. Es könnte also sein, dass die Federal Reserve unter Vorsitz von Jerome Powell im weiteren Verlauf des Donnerstags weitere Zinserhöhungen ankündigt.

Für die Börsianer ist damit eine weitere Zinserhöhung im November oder Dezember wieder ein Thema. Diese "Zinsangst" hat dazu geführt, dass die sonst so begehrten sicheren Staatsanleihen in den Hintergrund rücken. Auch die US-Berichtssaison hat mit der Enttäuschung von Tesla ihre erste negative Überraschung geliefert. Der Preiskampf hat die Gewinnmarge des Unternehmens weiter gedrückt und Vorstandsvorsitzender Elon Musk hat sich pessimistisch über die Zukunft geäußert. Die Produktion des Cybertrucks stelle sich vor "enormen Herausforderungen". Die Aktie verliert am deutschen Aktienmarkt 6,3 Prozent an Wert.

Die Kursschwankungen der letzten beiden Wochen haben gezeigt, dass es einen klaren Gewinner gibt: heimische Anlageprofis, die laut der Auswertung der aktuellen Sentimentumfrage der Börse Frankfurt "alles richtig gemacht haben". Die Finanzmärkte in den letzten Tagen haben alles richtig gemacht, indem sie einen klaren Gewinner hervorgebracht haben: heimische Profis. Denn diese haben in der vergangenen Woche auf steigende Kurse gesetzt, ihre Gewinne realisiert und dann wieder auf fallende Notierungen gewettet, indem sie Short-Produkte gekauft haben. Durch den gesunkenen Optimismus bei den institutionellen Investoren wird die Ausgangslage für den Dax verbessert. Sollten die Kurse tatsächlich fallen, werden die Profis ihre Short-Engagements auflösen und somit den Abwärtstrend bremsen. Shortseller leihen sich zunächst Aktien und verkaufen sie dann, um sie später günstiger zurückzukaufen und damit die Short-Position zu schließen. Dies hat zur Folge, dass bei steigenden Aktienkursen viele Shortseller gleichzeitig die Papiere zurückkaufen und somit den Kurs noch weiter in die Höhe treiben können.

Trotzdem sollten Anleger nicht auf deutlich steigende Kurse hoffen. Obwohl der Sentiment-Index der Börse Frankfurt fast im neutralen Bereich liegt, herrscht im Vergleich zu den Stimmungswerten vor drei und sechs Monaten immer noch Optimismus. Laut Sentimentanalyse gilt dieser Optimismus als Kontraindikator. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Laut einer aktuellen Umfrage der Bank of America unter 295 professionellen Anlegerinnen und Anlegern von Fondshäusern, Banken, Unternehmen, Pensionskassen, Versicherern und Hedgefonds sind diese immer noch untergewichtet in Aktien investiert und haben ihre Barreserven im Vergleich zum Vormonat sogar erhöht, was ebenfalls eine positive Entwicklung ist.

Die Ölpreise haben am Donnerstagmorgen leicht nachgegeben. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostet im frühen Handel 91,12 Dollar, das sind 38 Cent weniger als am Vortag. Nach dem Raketeneinschlag in ein Krankenhaus im Gazastreifen waren die diplomatischen Bemühungen, den Konflikt zu beenden, zuletzt gescheitert. Dies hatte zuvor zu einem Anstieg der Ölpreise geführt, jedoch mit Schwankungen. Die Preise liegen immer noch deutlich unter ihren Jahreshöchstständen von Ende September. Die Aktien des Softwareunternehmens SAP notieren rund sechs Prozent im Plus, nachdem das Unternehmen dank einer strengen Kostenkontrolle seinen operativen Gewinn überraschend stark gesteigert hat. Laut Firmenchef Christian Klein bestätigen die Zahlen, dass das Jahr 2023 ein Jahr zweistelligen Gewinnwachstums sein wird. Allerdings blieben die Erlöse aus dem wachsenden Cloud-Geschäft hinter den Erwartungen zurück.

Die Deutsche Börse hat im Zuge der Übernahme des dänischen Finanzsoftware-Spezialisten SimCorp und aufgrund gestiegener Zinsen ihre Jahresprognose angehoben. Der Konzern erwartet nun unter anderem einen Erlösbeitrag von SimCorp, starkes strukturelles Wachstum und zyklischen Rückenwind durch höhere Zinseinnahmen. Dies führte jedoch zu einem Kursverlust von 2,1 Prozent.

Insgesamt steht der Dax vor einem spannenden Handelstag und einem Härtetest, bei dem Anleger auch auf das Oktober-Tief achten sollten. Es bleibt abzuwarten, ob der deutsche Leitindex die wichtigen Schwellenwerte von 15.000 und 14.948 Punkten halten kann und wie sich die Finanzmärkte insgesamt in diesen unsicheren Zeiten entwickeln werden.

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