Citigroup unternimmt gezielte Schritte, um ihr Angebot für kleine und mittelgroße Unternehmen weltweit auszubauen. Die US-Bank, die traditionell auf große Konzerne fokussiert war, möchte damit ihr Commercial Banking-Geschäft erheblich ausweiten und plant, die Einnahmen in diesem Bereich langfristig zu verdoppeln. Die strategische Neuausrichtung erfolgt inmitten eines intensiveren Wettbewerbs um dieselbe Kundengruppe und der zunehmenden Bedeutung von Technologie im Bankgeschäft.
In den vergangenen zwei Monaten hat Citigroup einen Top-Banker von Barclays abgeworben, um das Geschäft mit britischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 10 Millionen und 3 Milliarden US-Dollar zu erweitern. Darüber hinaus hat das Institut seine erste dedizierte Einheit für kleinere Unternehmen in Japan gestartet, was das sechste Land ist, in dem Citi innerhalb der letzten zwei Jahre solche Einheiten eingeführt hat. Zuvor wurden ähnliche Initiativen in Kanada, der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Irland umgesetzt.
Im Jahr 2023 erzielte Citigroup rund 3 Milliarden US-Dollar Umsatz mit Kunden aus dem Commercial Banking, was nur einen kleinen Teil der gesamten Erlöse von fast 80 Milliarden US-Dollar ausmacht. Dennoch sieht die Bank erhebliches Potenzial, dieses Geschäftsfeld auszubauen. Um dies zu unterstützen, hat Citigroup eine Beteiligung an dem US-Fintech Numerated erworben, das Künstliche Intelligenz zur Analyse und Erfassung von Daten für Unternehmenskredite nutzt. Diese Technologie soll auch Citigroup helfen, ihre eigenen Kreditdaten besser zu verwalten.
„Wir sind in der Lage, unseren mittelgroßen Firmenkunden die gleichen Zahlungsdienste anzubieten, die wir auch sehr großen Unternehmen weltweit bereitstellen“, sagte Tasnim Ghiawadwala, Leiterin der Commercial Banking-Sparte von Citigroup. „Das bringt uns zusätzliche Einnahmen bei nur geringen zusätzlichen Investitionen.“
Citi hat in den vergangenen Monaten zahlreiche neue regionale Führungskräfte für das Commercial Banking benannt, viele davon in Asien, wo das Unternehmen großes Potenzial sieht, bisher vernachlässigte Kunden zu bedienen. Diese Expansion wird auch als Beweis dafür gesehen, dass die vereinfachte Struktur der Bank nach einer umfassenden Reorganisation, die Tausende von Arbeitsplätzen gekostet hat, besser für das Cross-Selling geeignet ist.
Die Konzentration auf kleinere Firmenkunden stellt einen Strategiewechsel für Citi dar, das traditionell auf die größten Unternehmen abzielte. Dieser Schritt kommt zu einem Zeitpunkt, an dem regionale Banken aufgrund höherer Zinsen und Verlusten im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung in ihrer Kreditvergabe eingeschränkt sind.
Ein Beispiel für die Herausforderungen beim Cross-Selling zeigt sich bei einem Citi-Kunden, dem Start-up Deel, das virtuelle HR- und Payroll-Dienste anbietet. Während die Zusammenarbeit mit Citi entscheidend für das internationale Wachstum des Unternehmens war, entschied sich Deel bei der Ausgabe von Debitkarten für einen anderen Anbieter, da dieser ein besseres Angebot hatte. Auch bei einer möglichen Börseneinführung scheint Citi nicht unbedingt die bevorzugte Wahl zu sein, wie Dan Westgarth, COO von Deel, anmerkt: „Wir sprechen derzeit mit vielen Banken.“
Während Citigroup entschlossen ist, ihre Präsenz im Commercial Banking auszubauen, bleibt abzuwarten, ob die Bank ihre ambitionierten Ziele in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt erreichen kann.