Europa droht ein Opfer im geopolitischen Machtkampf zwischen den USA und China zu werden, falls es nicht geschlossen agiert und verstärkt in Verteidigung investiert. So äußerte sich Michael Schoellhorn, CEO von Airbus Defence and Space, in einem Interview. Die Wiederwahl Donald Trumps sei nur ein „erneuter Weckruf“, Europa müsse jedoch selbst die Initiative ergreifen, um eine eigenständige Zukunft zu sichern.
Airbus, einer der weltweit führenden Konzerne in Luft- und Raumfahrt, stellt unter anderem Kampfjets, Drohnen und Satelliten her und ist Teil des Eurofighter-Konsortiums sowie Anteilseigner des europäischen Rüstungskonzerns MBDA. Nach dem Ukraine-Krieg haben europäische Länder ihre Verteidigungsbudgets erhöht – Deutschland etwa beschloss einen 100-Milliarden-Euro-Fonds zur Modernisierung der Bundeswehr. Branchenvertreter fordern jedoch weitere Maßnahmen, um die europäische Verteidigungsindustrie zu stärken.
Die US-Wahl und der erwartete Druck auf Europa, mehr für seine Sicherheit auszugeben, haben laut Schoellhorn die Notwendigkeit einer einheitlichen Verteidigungsstrategie verdeutlicht. Auch eine effizientere Beschaffung sei dringend geboten, um Kapazitätslücken zu schließen. Der Airbus-Chef betont, Europa müsse sich als vereinte Kraft positionieren, um sowohl gegenüber den USA als auch China verhandlungsfähig zu sein.
Schoellhorn hob hervor, dass der kürzlich eingeführte deutsche Verteidigungsfonds von 100 Milliarden Euro das Minimum für kontinuierliche jährliche Ausgaben sein sollte. Europa müsse aus dem Ukraine-Krieg die richtigen Lehren ziehen und gezielt in Technologien wie Drohnen, Cyber- und elektronische Kriegsführung investieren.
Airbus prüft derzeit Optionen für seine angeschlagene Raumfahrtsparte, die unter steigenden Kosten und wachsender Konkurrenz, etwa durch Elon Musks Starlink, leidet. Der Konzern plant bis zu 2.500 Stellenstreichungen und erwägt strategische Partnerschaften, möglicherweise mit Thales oder Leonardo, um ein europäisches Raumfahrtunternehmen zu schaffen.