Die chinesische KI-Industrie hat in den vergangenen Monaten erhebliche Fortschritte erzielt und beeindruckt zunehmend mit leistungsfähigen und kosteneffizienten Modellen. Jüngstes Beispiel ist das Start-up DeepSeek, das mit seinem Open-Source-Modell DeepSeek-V3 die internationale Tech-Community überrascht hat. Das Modell liefert eine Performance, die mit der von US-Rivalen wie OpenAI vergleichbar ist – und das zu einem Bruchteil der Kosten.
DeepSeek ist kein Einzelfall. Seit Mitte vergangenen Jahres haben führende chinesische Technologieunternehmen wie Alibaba, Tencent, ByteDance und 01.ai ihre KI-Modelle kontinuierlich verbessert und dabei die Effizienz in den Vordergrund gestellt. Ihre Erfolge sind eine direkte Folge der Exportbeschränkungen der USA, die Chinas Zugang zu hochentwickelten KI-Chips einschränken.
Um die Abhängigkeit von ausländischer Hochtechnologie zu verringern, setzen chinesische Unternehmen zunehmend auf neue algorithmische Ansätze und optimierte Trainingsstrategien. Besonders die sogenannte „Mixture-of-Experts“-Architektur gewinnt an Bedeutung, bei der spezialisierte kleinere Modelle in Kombination beeindruckende Ergebnisse liefern – und dabei den Energieverbrauch drastisch senken.
DeepSeek-V3 steht exemplarisch für diesen ressourcenschonenden Ansatz. Das Modell wurde mit Nvidia H800-GPUs trainiert, die technologisch hinter den neuesten US-Chips zurückbleiben. Dennoch gelang das Training in nur zwei Monaten zu Kosten von lediglich 5,5 Millionen US-Dollar – ein Bruchteil der geschätzten Ausgaben von US-Wettbewerbern.
Auch die Kosten für Inferenz konnten signifikant gesenkt werden, weshalb DeepSeek den Beinamen „Pinduoduo der KI“ erhielt – in Anlehnung an das Geschäftsmodell des chinesischen Discount-E-Commerce-Riesen, das auf aggressiver Kostensenkung basiert. Dieser Fortschritt stellt eine weit verbreitete Annahme in Frage: dass modernste KI zwangsläufig enorme Rechenkapazitäten und milliardenschwere Investitionen benötigt.
Gleichzeitig zeigt der Erfolg von DeepSeek die Grenzen der US-Exportkontrollen auf. Während diese kurzfristig Störungen verursachen, haben sie langfristig Chinas Innovationskraft gestärkt und die Branche auf einen autarkeren Kurs gebracht.
Dennoch bleibt die Debatte über die Auswirkungen der Sanktionen kontrovers. Gregory Allen vom Wadhwani AI Center argumentiert, dass Chinas Fortschritte unabhängig von den US-Beschränkungen erfolgt wären. Die staatlich geführte Ressourcenallokation sei jedoch ineffizient und fehleranfällig, wie Beispiele aus der chinesischen Halbleiterindustrie zeigen.
Fakt ist jedoch, dass die Exportkontrollen einen starken Anreiz für private Unternehmen geschaffen haben, sich an die Spitze der globalen KI-Entwicklung zu setzen. Chinesische Firmen sind bekannt für ihre Fähigkeit, Technologien kostengünstig zu skalieren – sei es im E-Commerce, bei Elektrofahrzeugen oder in der Batterieproduktion.
Für die neue US-Regierung unter Donald Trump stellt sich nun die Frage: Könnten verschärfte Sanktionen Chinas KI-Fortschritt am Ende sogar noch weiter beschleunigen?