Ambitioniertes KI-Startup Wayve mit Milliardenfinanzierung

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In einem mutigen Schritt der Finanzakrobatik, der fast ausschließlich dem Silicon Valley inmitten eines Hype-Zyklus vorbehalten scheint, hat das ambitionierte KI-Startup Wayve, welches noch kein finales Produkt vorweisen kann und bisher Verluste schreibt, vergangene Woche in London die größte KI-Startup-Finanzierungsrunde in Europa abgeschlossen. Mit einer Milliarde Dollar von Schwergewichten wie SoftBank, Microsoft und Nvidia ausgestattet, strebt das Unternehmen nach nicht weniger als globaler Vorherrschaft in der Entwicklung von Software für autonome Fahrzeuge. Wayve könnte durchaus die britische Vision einer heimischen Technologie-Supermacht à la Microsoft realisieren, die auf eine Bewertung von über einer Billion Dollar in den nächsten zehn Jahren zielt, zumindest wenn es nach Jeremy Hunt, dem britischen Kanzler, geht. Als Vorreiter im Bereich des Embodied AI, das mit seiner Umgebung interagiert und aus ihr lernt, hat Wayve das Potenzial, seine Software in Millionen von selbstfahrenden Autos zu platzieren – vorausgesetzt, die Investitionen werden klug eingesetzt und die Geschäftspläne perfekt ausgeführt. „Embodied AI wird ein Sektor sein, der Billionen-Dollar-Unternehmen hervorbringt“, so Alex Kendall, Mitgründer und CEO von Wayve. Die siebenjährige Geschichte des Unternehmens spiegelt die Stärken des britischen Technologie-Sektors wider: Grundlagenforschung von einer weltführenden Universität, frühzeitige Finanzierungen durch eine lebendige Startup-Finanzierungsszene und ein flexibles, post-Brexit regulatorisches Umfeld, das neue Technologien begünstigt. Aber die jüngste Finanzierungsrunde offenbart auch eine Schwäche Londons: Das Wachstumskapital, das Wayve für seine Expansion benötigt, stammt aus dem Ausland. Sollte Wayve sein Versprechen einlösen, werden nun ausländische Investoren am meisten profitieren. Für Wayve, das bereits ein Büro im Silicon Valley eröffnet hat und das Vereinigte Königreich hinter sich lässt, dürfte das allerdings nebensächlich sein. „Unsere Wurzeln in Cambridge und London sind mir persönlich sehr wichtig. Aber wir sind ein globales Unternehmen, das ein globales Produkt entwickelt“, erklärte der gebürtige Neuseeländer Kendall, ehemals herausragender Akademiker an der Universität Cambridge, in einem Video-Interview aus Seattle. London konnte zuletzt seine Reputation als globaler KI-Hotspot festigen. Erst kürzlich kündigten zwei schnell wachsende US-Unternehmen – Scale AI, ein Unternehmen für Trainingsdaten, und CoreWeave, ein auf KI fokussierter Cloud-Computing-Anbieter – an, ihre europäischen Hauptquartiere in London zu eröffnen. Zusätzlich investiert CoreWeave eine Milliarde Dollar in Datenzentren im Vereinigten Königreich. Auch Hunt war in dieser Woche emsig damit beschäftigt, Großbritanniens Vorzüge den Technologieführern auf seinem Anwesen in Buckinghamshire nahezubringen. Mit zahlreichen erstklassigen Universitäten, die KI-Forscher hervorbringen, und dem globalen Talente-Magneten Google DeepMind, der zu den stärksten industriellen KI-Laboren der Welt zählt, hat Großbritannien einen entscheidenden Vorteil. „Am Ende des Tages zählt immer noch das Talent am meisten in diesem Bereich. London ist dabei von unschätzbarem Wert“, bekräftigt Jordan Jacobs, Managing Partner des auf KI spezialisierten Investmentfonds Radical Ventures aus Toronto. Doch bevor britische Politiker zu viel Eigenlob aussprechen, sollte die rapide Entwicklung der KI-Industrie im Rest der Welt, insbesondere in China, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten, nicht außer Acht gelassen werden. Zudem sollte man sich fragen, inwieweit die Vorteile der KI-Revolution in die Breite der übrigen Wirtschaft diffundieren. An der Spitze der KI-Nahrungskette dominieren immer noch die großen US-Tech-Konzerne. Gemäß dem McKinsey Global Institute gaben die „Magnificent Seven“, die KI-besessenen US-Tech-Unternehmen Microsoft, Alphabet, Apple, Amazon, Meta, Nvidia und Tesla, letztes Jahr 200 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung aus – etwa die Hälfte der gesamten öffentlichen und privaten Sektorinvestitionen in Europa. US-Startups zogen auch 73 Prozent der weltweit in den KI-Sektor investierten 42,5 Milliarden Dollar im letzten Jahr an, so die Datenfirma CB Insights. In einer so US-dominierten Welt riskiert Großbritannien, nicht mehr als ein Forschungszweig zu werden. Britanniens oft gepriesener Erfolg in der KI, basierend auf einer schmalen Datenbasis, verdeckt ein sprunghaftes Politikgefüge, schwache Recheninfrastruktur und eine Verschwendung öffentlicher Datensätze, die für das Training von KI-Modellen unentbehrlich sind. Seit 2010 hat Großbritannien elf verschiedene Wachstumspläne bzw. Industriestrategien angekündigt, von denen keiner signifikante Investitionssteigerungen bewirkt hat. Mit nur 1,4 Prozent der weltweiten Rechenkapazität liegt das Vereinigte Königreich hinter Ländern wie Italien, Russland und Finnland. Es gibt gute Gründe für Großbritannien, seine ehrgeizigen KI-Forscher und Unternehmer zu feiern. Doch das Land muss dringend die Technologie-Adoption vertiefen und verbreitern, um aus den vollen Zügen Nutzen zu ziehen.
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