Enthüllt: Die versteckten Dividenden-Juwelen des DAX

14.10.2023, 09:36

Die Kennzahl der Dividendenrendite ist nur unter einer Bedingung attraktiv, die nur wenige Unternehmen erfüllen

Aktien mit hoher Dividendenrendite sind momentan bei vielen Anlegern besonders gefragt, da der Dax seit seinem Höchststand Ende Juli bereits sieben Prozent nachgegeben hat und viele Einzelaktien Kursverluste von mehr als zehn Prozent zu verzeichnen haben.

Dadurch sind auch die Dividendenrenditen kräftig gestiegen. Diese Kennzahl berechnet sich aus dem Verhältnis zwischen der jährlichen Dividende und dem aktuellen Aktienkurs. Je niedriger der Kurs, desto höher die Rendite. Doch hohe Dividendenrenditen sind nur dann für Aktionäre attraktiv, wenn die Unternehmen auch in Zukunft ihre Ausschüttungen mindestens konstant halten können.

Deshalb hat das Handelsblatt die Geschäftsaussichten, Gewinnperspektiven und die Dividendenpolitik aller 40 Dax-Konzerne genauer unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Im Dax gibt es lediglich drei Unternehmen, die seit mehr als einem Jahrzehnt ihre Dividenden nicht mehr gesenkt haben und zudem eine hohe Dividendenrendite von mehr als viereinhalb Prozent bieten. Bei einem dieser Unternehmen dürfte die Dividende im nächsten Frühjahr sogar noch steigen. Die Allianz AG ist dabei ein besonders aussichtsreiches Investment.

Seit der Finanzkrise im Jahr 2009 hat das Unternehmen keine Kürzungen der Dividende mehr vorgenommen und plant, diese jedes Jahr um fünf Prozent anzuheben. Die jüngsten Geschäftszahlen geben Anlegern Grund zur Freude, denn der Nettogewinn soll voraussichtlich um fast ein Drittel auf gut neun Milliarden Euro steigen.

Die letztmalig gezahlte Dividende von 11,40 Euro ergibt eine Dividendenrendite von 5,1 Prozent. Sollte die Ausschüttung im nächsten Jahr um weitere fünf Prozent auf zwölf Euro steigen, könnte die Rendite sogar auf 5,3 Prozent anwachsen. Die Allianz plant, etwas mehr als viereinhalb Milliarden Euro auszuschütten, was Analysten als solide Quote einschätzen.

Auch in schwächeren Jahren wird das Unternehmen voraussichtlich in der Lage sein, die Ausschüttungen mindestens stabil zu halten. Neben dem erfolgreichen Versicherungsgeschäft profitiert die Allianz auch von den gestiegenen Zinsen, was dazu beiträgt, verlässlichere Überschüsse zu erzielen und letztendlich höhere Gewinne zu erwirtschaften. Finanzchef Giulio Terzariol äußerte sich optimistisch bezüglich des Gesamtjahres und erklärte, dass eine Anhebung des Ausblicks in der Regel erst zum Jahresende erfolgt.

Darüber hinaus stärkt der Rückkauf eigener Aktien die Kurse, da dadurch das Angebot verknappt wird und künftige Dividenden auf weniger Aktien verteilt werden. Im Zeitraum von Ende Mai bis August hat die Allianz bereits 750 Millionen eigene Aktien zurückgekauft und plant, bis Ende des Jahres weitere 750 Millionen Euro dafür auszugeben.

Analysten gehen davon aus, dass das Unternehmen spätestens bei der Veröffentlichung der Jahresbilanz Anfang 2024 ein weiteres Rückkaufprogramm ankündigen wird. Aktuell wird die Aktie mit dem 8,8-fachen des erwarteten Jahresnettogewinns bewertet und ist somit vergleichsweise preiswert.

Von 24 Analysten empfehlen 18 die Aktie zum Kauf. Kürzlich hat auch die US-Bank JP Morgan ihre Einschätzung von "neutral" auf "übergewichten" angehoben und das Kursziel von 240 auf 270 Euro erhöht. Analyst Farooq Hanif betont in seiner Branchenstudie, dass die Allianz trotz möglicher wirtschaftlicher Schwankungen ihre Prognosen stets erfüllen konnte, was vom Markt oft übersehen wird. Zudem lockt eine attraktive Kapitalrendite potenzielle Investoren.

Im Vergleich dazu steht die Post mit dem Konzernbereich DHL vor Herausforderungen. Die schwache Konjunktur beeinflusst das Geschäft, da weniger Waren befördert werden können. Seit ihrem Höchststand im August dieses Jahres hat die DHL-Aktie fast 40 Prozent an Wert verloren, wodurch die Dividendenrendite aktuell bei 4,7 Prozent liegt. Allerdings profitieren Anleger nur dann davon, wenn die Post ihre Ausschüttungen stabil hält.

Dafür gibt es jedoch Anzeichen, da das Unternehmen bereits im ersten Quartal einen zusätzlichen Kostenanstieg von115 Millionen Euro aufgrund der neuen Lohn- und Gehaltsvereinbarungen verzeichnete. Dieser Effekt hält Quartal für Quartal an. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz konzernweit um zwölf Prozent auf 41 Milliarden Euro und der Nettogewinn um fast ein Drittel auf 1,9 Milliarden Euro.

Analysten erwarten für das Gesamtjahr einen durchschnittlichen Nettogewinn von 3,9 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Als Vergleich sollte jedoch berücksichtigt werden, dass die Post im letzten Jahr von außergewöhnlich hohen Frachtpreisen und Erträgen aufgrund von Lieferketten-Engpässen profitierte. Im Vergleich zu den Vor-Pandemie-Zeiten steht das Unternehmen dennoch besser da.

Nach dem ersten Halbjahr hat die Post ihre Prognose für das Gesamtjahr leicht angehoben und erwartet nun einen Vorsteuergewinn von mindestens 6,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig bestätigte das Unternehmen seine mittelfristige Ergebnisprognose für das Jahr 2025, wonach der operative Gewinn wieder über acht Milliarden Euro liegen soll.

Im vergangenen Jahr erzielte die Post 8,4 Milliarden Euro. Bei einer letztmalig gezahlten Dividende von 1,85 Euro fließen 2,2 Milliarden Euro aus dem Unternehmen ab. Dies entspricht etwas mehr als der Hälfte des erwarteten Nettogewinns im laufenden Jahr.

Diese Quote entspricht dem internationalen Standard, wonach Unternehmen in reifen Branchen zwischen 50 und 60 Prozent ihres Gewinns ausschütten sollten. Die Post legt großen Wert auf Kontinuität bei der Ausschüttung von Dividenden und hat seit 2009 keine Kürzungen vorgenommen, als Deutschland von der schwersten Rezession der Nachkriegszeit getroffen wurde.

BASF, Europas größter Chemiehersteller, senkt aufgrund der schwachen Nachfrage seine Jahresprognose. Die erwartete Bandbreite beim operativen Gewinn vor Sondereinflüssen wird nun auf vier bis 4,4 Milliarden Euro reduziert. Ursprünglich war ein Wert zwischen 4,8 und 5,3 Milliarden Euro angestrebt.

Trotz dieser Hiobsbotschaft reagiert die Aktie kaum noch, da sie in den letzten Jahren bereits stark an Wert verloren hat. Seit 2010 hat BASF zwar seine Dividende nicht gesenkt, allerdings muss angesichts der aktuellen hohen Dividendenrendite von acht Prozent Vorsicht geboten werden.

Die Sorge der Anleger ist berechtigt, da es in der Vergangenheit schon bei anderen Firmen, wie etwa Banken- und Versorgeraktien, dazu gekommen ist, dass zunächst die Aktienkurse fielen und anschließend die Dividenden gekürzt wurden. Diese Entwicklung führte letztendlich dazu, dass Aktionäre ihre Anteile verkauften, was wiederum zu weiteren Kurseinbrüchen führte.

Auch die Prognosen der Analysten sehen für das laufende Geschäftsjahr mit einem Nettogewinn von 2,85 Milliarden Euro basierend auf den reduzierten Erwartungen von BASF nicht rosig aus. Bei einer gleichbleibenden Dividende von 3,40 Euro pro Aktie würde dies eine Ausschüttung in Höhe von drei Milliarden Euro bedeuten, was mehr als der gesamte Nettogewinn des Unternehmens wäre.

Trotzdem sorgt BASF vor, indem sich Konzernchef Martin Brudermüller, der noch bis zum nächsten Frühjahr im Amt bleibt, von Firmenteilen trennen will und so bis zu zehn Milliarden Euro erlösen möchte. Zum Verkauf stehen renditeschwächere und wenig zukunftsträchtige Bereiche wie die Öl- und Gasfördertochter Wintershall Dea, die Sparte für Lacke und Beschichtungen und das Geschäft mit Katalysatoren für Verbrennerautos.

Im Gegenzug will sich das Unternehmen künftig verstärkt auf die Produktion von Batteriematerialien für Elektroautos konzentrieren. Aufgrund dieser strategischen Entscheidung und der geplanten Einmalverkäufe rechnen die meisten Analysten mit einer stabilen Dividendenausschüttung von 3,40 Euro je Aktie.

Allerdings gibt es Bedenken bezüglich der Nachhaltigkeit einer solchen Firmenpolitik, bei der die dividierten Ausschüttungen mit Hilfe von Einmalverkäufen finanziert werden. Nur neun von 27 regelmäßig befragten Analysten raten zum Kauf der BASF-Aktie.

Dieses Gesamtvotum ist alles andere als positiv. Die Privatbank Berenberg hat kürzlich ihr Kursziel von 50 auf 45 Euro gesenkt und betont, dass hohe Dividenden, die nicht ausreichend vom Gewinn gedeckt sind, kein Grund sind, zyklische Werte wie die BASF-Aktie zu halten.

Im Deutschen Aktienindex DAX gehört BASF zu den zyklischen Werten, also Unternehmen, die besonders von der Konjunktur abhängig sind. Trotz der moderaten bis günstigen Bewertung des Unternehmens mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,8 auf Basis der Gewinnerwartungen, haben zyklische Werte derzeit einen schweren Stand bei Anlegern.

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