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8.1.2024, 12:00

Daimler Truck Sparziele in Frage: Zweifel an Realisierbarkeit

Michael Brecht, der Betriebsratsvorsitzende von Daimler Truck, hat die Sparziele des Nutzfahrzeugherstellers kritisiert und sie als unrealistisch eingestuft.

In heftigen Worten kritisiert Betriebsratschef Michael Brecht die Sparziele des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck und brandmarkt sie als unrealistisch. An der Spitze des DAX-Konzerns in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart bezweifelt Brecht, dass die gesetzten Ziele in Anbetracht von Inflation und anderer entgegengesetzter Entwicklungen realisierbar sind. Daimler Truck hat sich vorgenommen, Fixkosten, Investitionen und Aufwendungen für Forschung und Entwicklung im Vergleich zu 2019 bis 2025 um 15 Prozent zu reduzieren. "Ich halte es für unrealistisch, diese Zahl zu erreichen", erklärt Brecht.

Der immense Druck, Fixkosten zu senken, richtet sich besonders auf die Verwaltungs- und Vertriebskosten. Im Fokus steht unter anderem die Kosteneinsparung beim Vertrieb durch die Verlagerung von Prozessen in Länder mit geringeren Kostenstrukturen wie Rumänien. Während der Betriebsrat Änderungen in den Prozessen akzeptiert, wird bei reinen Verlagerungen genau hingeschaut, betont Brecht.

"Natürlich brauchen wir eine angemessene Umsatzrendite und müssen die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens stärken", sagt Brecht. Als Betriebsrat sei jedoch nicht immer entscheidend, ob auch der letzte Prozentpunkt der Sparziele erreicht wird. Für ihn zähle vor allem, ob die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, um ein funktionierendes Unternehmen am Markt zu haben. Daimler Truck habe eine herausragende Entwicklung durchgemacht und die operative Marge im Industriegeschäft - ohne Finanzdienstleistungen - lag zuletzt bei 9,8 Prozent. "Vor einigen Jahren wären wir dafür dankbar gewesen", bemerkt Brecht.

In Hinblick auf die Zukunft betont Brecht die Notwendigkeit eigener Technologien. Das Unternehmen verfüge über ausreichend finanzielle Mittel, um in Bereichen wie Forschung und Entwicklung deutlich mehr zu investieren. Sowohl im Bereich des elektrifizierten Antriebsstrangs als auch in Batterietechnologien müsse Daimler Truck mehr tun, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Eine hohe Abhängigkeit von chinesischen Unternehmen bei Batterien sei nicht akzeptabel.

Das Ziel müsse es sein, wichtige Technologien für die Wettbewerbsfähigkeit selbst zu besitzen. Dementsprechend setzt sich Brecht schon länger für eine eigene Batteriezellenproduktion in Deutschland ein. Zuletzt hatte Daimler Truck angekündigt, in Zusammenarbeit mit Partnern in den USA Batteriezellen herzustellen.

Brecht macht auf das milliardenschwere US-Subventionsprogramm "Inflation Reduction Act (IRA)" aufmerksam, das den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben habe. Ohne Förderung sei es schwierig, eine Batteriezellenfabrik in Deutschland zu realisieren. In anderen Ländern wie Ungarn gestalte sich die Beantragung solcher Förderungen einfacher.

Im Zusammenhang mit der Finanzierung von Technologien und Infrastruktur auf Weltniveau übt Brecht auch Kritik an der Schuldenbremse der Bundesregierung. Mit einer der niedrigsten Verschuldungsquoten weltweit müsse sich Deutschland die Frage stellen, ob nicht mehr Schulden gemacht werden sollten, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. In Hinblick auf das Geschäftsjahr 2024 erwartet Brecht "rauere Zeiten". Das Erfolgsjahr 2023 könne nicht einfach auf 2024 übertragen werden.

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