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27.5.2023, 13:00

Brenntag gerät unter Druck: Ihm droht Niederlage

Am 16. Juni auf der Hauptversammlung wird entschieden von wem der Vorstand übernommen wird

Der Chemikalienhändler Brenntag gerät unter immer stärkeren Druck seiner Aktionäre.

Der aktivistische Investor Primestone Capital hat zwei Gegenkandidaten aufgestellt, um den Vorstand auf der kommenden Hauptversammlung am 16. Juni zuersetzen.

Jetzt bekommt Primestone Schützenhilfe von einflussreicher Seite: Der amerikanische Stimmrechtsberater ISS hat sich gegen die Wahl der beiden von Brenntag vorgeschlagenen Kandidaten ausgesprochen und empfiehlt Investoren stattdessen, die beiden von Primestone vorgeschlagenen Manager zu wählen. Der zweite große amerikanische Stimmrechtsberater Glass Lewis hat noch keine Empfehlung für die Brenntag-Hauptversammlung (HV) abgegeben.

Der Vorschlag von Brenntag sieht die Wiederwahl von Richard Ridinger vor, der dann auch den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen soll und die bisherige Chefkontrolleurin Doreen Nowotne zieht sich von dem Posten zurück. Neu in den Aufsichtsrat soll Suja Chandrasekaran gewählt werden.

Primestone hat sich gegen die Bestellung von Ridinger und Chandrasekaran ausgesprochen und mit Geoff Wild und Joanna Dziubak zwei Gegenkandidaten aufgestellt. Primestone selbst hält zwar nur zwei Prozent der Anteile und entsprechend wenig Stimmrechte. Doch viele angelsächsische Fonds orientieren sich bei ihren Stimmabgaben auf Hauptversammlungen an den Empfehlungen der großen Berater wie ISS. Die Empfehlungen von ISS haben schon in der Vergangenheit einschneidende Wirkung gehabt – etwa beim Vertrauensentzug gegen Bayer-Chef Werner Baumann auf der Hauptversammlung 2019. Mit einem Einzug seiner beiden Kandidaten ins Kontrollgremium würden die Forderungen des aktivistischen Investors nach einem Strategiewechsel bei Brenntag schlagartig mehr Gewicht bekommen.

Primestone fordert die Aufspaltung des Chemiehändlers in zwei eigenständige Unternehmen: eines fürs Massengeschäft und eines für den Handel mit Spezialchemie. Brenntag weist dies zurück und will beide Sparten unter einem Dach weiterentwickeln.

Der Essener Konzern ruft die Aktionärinnen und Aktionäre dazu auf, der Ablehnung von ISS nicht zu folgen. Der ehemalige Lonza-Chef Ridinger habe eine tiefe Branchenerfahrung in der gesamten Chemiebranche, die Gegenkandidat Wild nicht vorweisen könne, heißt es in einem Statement von Brenntag. Eine Wahl der Primestone-Kandidaten würde zudem dazu führen, dass der Aufsichtsrat nicht wirklich unabhängig im Interesse aller Anteilseigner agieren könne, argumentiert Brenntag weiter. Unterstützung bekommt der Konzern von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die Tausende Kleinaktionäre vertritt. Dessen Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler hat die Forderungen von Primestone nach einer Aufspaltung von Brenntag zurückgewiesen und unterstützt die Wahl von dessen Kandidaten fürs Kontrollgremium auch nicht.

Offen ist, wie sich andere wichtige Anteilseigner in dieser Frage positionieren. Am 16. Juni könnte es auf der Hauptversammlung zum Showdown kommen. Sollte sich der aktivistische Investor durchsetzen, dürfte dies auch das Management um Vorstandschef Christian Kohlpaintner aufwirbeln.

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